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Altenpflege: Medianlohn erstmals über 4.000 Euro – Teilzeit bleibt Herausforderung

Pflegefachpersonen in der Altenpflege verdienen aktuell so gut wie nie zuvor: Laut dem aktuellen Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit liegt der Medianlohn in der Altenpflege erstmals deutlich über der 4.000-Euro-Marke. Das mittlere monatliche Bruttoentgelt beträgt demnach 4.153 Euro – ein Plus von rund 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vor zehn Jahren lag der Medianlohn in diesem Bereich noch bei 2.557 Euro.

Zum Vergleich: Der aktuelle allgemeine Medianlohn in Deutschland liegt bei 3.626 Euro. Altenpflegefachpersonen verdienen damit mittlerweile rund 527 Euro mehr als der Durchschnitt aller Beschäftigten. Auch bei den Ausbildungsvergütungen zeigt sich ein positiver Trend: Laut Angaben der Bundesagentur für Arbeit erhalten Auszubildende in der Pflege im dritten Ausbildungsjahr inzwischen durchschnittlich über 1.200 Euro pro Monat.

Die aktuellen Zahlen machen deutlich: Die Aufwertung der Pflegeberufe zeigt Wirkung – insbesondere tarifliche Vergütungen tragen maßgeblich zu dieser positiven Entwicklung bei. Dennoch ist eine differenzierte Betrachtung erforderlich. Ein erheblicher Teil der Beschäftigten in der Altenpflege arbeitet in Teilzeit – darunter vor allem Frauen. Trotz gestiegener Löhne droht vielen Pflegefachpersonen dadurch weiterhin das Risiko von Altersarmut.

In der öffentlichen Debatte wird Teilzeitarbeit häufig pauschal als individuelle Entscheidung dargestellt. Diese Perspektive greift jedoch zu kurz. Viele beruflich Pflegende reduzieren ihre Arbeitszeit nicht freiwillig, sondern sehen sich dazu gezwungen – etwa aufgrund unflexibler Dienstzeiten, fehlender Betreuungsmöglichkeiten oder hoher körperlicher und emotionaler Belastung. Wer diese strukturellen Rahmenbedingungen ausblendet, verkennt die Realität in der Pflege – und versperrt den Blick auf notwendige Reformen.

„Die Zahlen sind ein ermutigendes Signal, aber kein Grund zur Entwarnung“, sagt Dr. Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz. „Ein auskömmliches Einkommen ist wichtig – ebenso aber verlässliche Arbeitszeiten, planbare Dienstpläne und echte Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es muss möglich sein, dass Menschen, die Kinder betreuen oder Angehörige pflegen, in Vollzeit arbeiten können, wenn sie dies möchten. Bereits Schulferien bringen viele Familien an ihre organisatorischen und finanziellen Grenzen. Hier braucht es bessere Strukturen.“

Die Pflege bleibt damit ein Beruf mit großer gesellschaftlicher Bedeutung – aber auch mit erheblichem Reformbedarf. Gute Bezahlung ist ein zentraler Baustein, reicht allein jedoch nicht aus, um Pflege zukunftsfest zu machen. Die Landespflegekammer verlangt daher weitere politische Anstrengungen, um Arbeitsbedingungen zu verbessern, Pflegefachpersonen im Beruf zu halten und den Beruf für junge Menschen attraktiv zu gestalten.

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