Foto: Preisverleihung des Landespflegepreises (v.l.): Simon Weiß, stv. Landesvorsitzender der BFLK, Laudatorin Maike Scheffold, Thomas Walter, Preisträger 3. Platz, Katrin Höcker, Gewinnerin vom Universitätsklinikum Heidelberg, Buyandelger Bender, Anja Kemptner, Gewinnerin vom Universitätsklinikum Heidelberg, Anna Heinsch, Preisträgerin 2. Platz, und Laudatorin Luisa Sauter. Bild: Barbara Baur, Zentrum für Psychiatrie Reichenau

Landespflegepreis für Heidelberger Team: Pflege stärkt Familien psychisch erkrankter Kinder

Große Anerkennung für die Pflege am Universitätsklinikum Heidelberg: Das Team der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Zentrum für Psychosoziale Medizin (ZPM) erhielt den Landespflegepreis Baden-Württemberg. Ausgezeichnet wurde das innovative Projekt „Angehörigenintegration in der kinder- und jugendpsychiatrischen Pflege“, das Eltern und Familien psychisch erkrankter Kinder gezielt unterstützt und die Rolle der Pflege im interdisziplinären Behandlungsteam stärkt. Mit dem Landespflegepreis würdigt die Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie e.V. (BLFK) Projekte, die die Pflege neu denken und nachhaltig weiterentwickeln.

Pflege stärkt Familien

„Herzlichen Glückwunsch an das Team aus dem ZPM. Die Initiative unserer Pflegenden zeigt eindrucksvoll, wie Pflege Verantwortung in psychosozialen Behandlungsprozessen übernehmen und Familien nachhaltig stärken kann“, sagt Yvonne Dintelmann, Pflegedirektorin des Universitätsklinikums Heidelberg.

Eltern psychisch erkrankter Kinder sind häufig stark belastet und stoßen im Alltag an ihre Grenzen. Das Heidelberger Projekt setzt hier mit einem neuen, pflegegeleiteten Beratungsansatz an, der Familien in schwierigen Lebenssituationen unterstützt. Speziell geschulte Pflegefachpersonen bieten systemische Elternberatung, Angehörigengruppen und Ernährungsberatung an. Ziel ist es, familiäre Dynamiken zu verbessern, Druck zu verringern und dadurch die psychische Stabilität der Kinder zu fördern.

„Viele unserer jungen Patientinnen und Patienten leiden zum Beispiel unter Angststörungen, die oft zu Schulverweigerung führen“, erklärt Katrin Häcker, Gesundheits- und Krankenpflegerin und systemische Elternberaterin. „Eltern neigen dann z.B. manchmal dazu, aus Überfürsorge oder Angst Druck aufzubauen, was das Kind zusätzlich belastet und den Schulbesuch erschwert. Ziel der Beratung kann sein, diesen Druck abzubauen, eigenen Ängste zu verstehen und Impulse zu erhalten, wie die Eltern ihre Kinder in der schwierigen Situation mit Verständnis und Ruhe unterstützen und begleiten können.“

Neue Rolle der Pflege im Behandlungsteam

Für das Projekt wurde eine eineinhalbjährige Inhouse-Weiterbildung zur systemischen Elternberatung durchgeführt. Seitdem können Familien in der Ambulanz, der Tagesklinik und auf Station gezielt Beratungsgespräche in Anspruch nehmen. Behandelnde weisen auf das Angebot hin, sobald im familiären Umfeld besondere Belastungen erkennbar sind.

Das Modellprojekt verdeutlicht, wie die Pflege eine Brückenfunktion zwischen Therapie und Familienalltag einnehmen kann. „Die Pflegenden bringen einen eigenen, wertvollen Blick auf die Familien mit“, betont Anja Kemptner, Bereichsleitung Kinder- und Jugendpsychiatrie am Zentrum für Psychosoziale Medizin. „Wenn mehrere Professionen gemeinsam auf eine Familie schauen, erhöht das den Therapieerfolg – und stärkt die Familien nachhaltig.“

Hohe Resonanz und positive Wirkung

Die Resonanz auf das Angebot ist positiv: Viele Eltern haben die Beratung bereits dankbar angenommen und empfinden die Gespräche als entlastend, hilfreich und häufig als Wendepunkt im Umgang mit schwierigen Alltagssituationen. Auch die Mitarbeitenden berichten von einem Perspektivwechsel und einer Stärkung ihrer fachlichen Rolle.

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