Wer im Team was genau kann und darf – in der klinischen Akut- und Notfallmedizin ist dies bisher nicht klar definiert. Besonders im Bereich der Fachpflegenden fehlen bundeseinheitliche Regelungen, trotz Studienabschlüssen und praktischer Ausbildungszeiten. Jetzt haben die Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und die Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste (DGF) explizite interprofessionelle Handlungsfelder für Pflegefachpersonen in der klinischen Akut- und Notfallmedizin definiert und veröffentlicht. „Denn wir sind der klaren Meinung, dass die zusatzweitergebildete Pflegekraft beispielsweise eine Ersteinschätzung durchaus treffen darf! Das muss nicht zwingend ein Arzt machen“, erklärten beide Fachgesellschaften. In schwierigen Fällen werde sich als Team beraten.
Sind Vertreter der Pflege und der Ärzteschaft tatsächlich einer einer Meinung? DIVI-Präsident Prof. Felix Walcher betonte: „Gerade in der Notfallmedizin bewegen wir uns in einem Bereich, in dem zu jeder Zeit Ärzte und Pflegekräfte gemeinsam für den Patienten verantwortlich sind.“ Vor zehn Jahren habe man aus der DIVI heraus das Aktionsbündnis Notfallpflege gegründet, um die Protagonisten der Notfallpflege zusammenzubringen.
Die neuen Handlungsempfehlungen seien das Ergebnis jahrelanger Bemühungen und guter Zusammenarbeit. „Und es ist ein weiterer wichtiger Punkt auf der Agenda der stärkeren interprofessionellen Zusammenarbeit in der Akut- und Notfallmedizin – und für mich eine echte Herzensangelegenheit!“, sagte Walcher. Abschlüsse und erlerntes Wissen stehen in den Handlungsempfehlungen in einem klaren Kontext.
Zwölf Seiten, acht Kernaussagen und eine Matrix
Die Arbeitsgruppe, die aus Vertretern beider Fachgesellschaften bestand, entwickelte in nur vier Monaten ein 12-seitiges Dokument, das acht Kernaussagen und eine Matrix mit konkreten Empfehlungen enthält. Professor Christian Waydhas und DGF-Vorsitzender Dominik Zergiebel betonten, dass es kaum Punkte gab, über die lange diskutiert werden musste. „Es war ein Austausch von Informationen auf Sachebene. Wir sind immer schnell zu einem Konsens gekommen“, erklärte Waydhas. Ziel sei es, die noch sicherere und hochqualitative Patientenversorgung zu gewährleisten.
Die interprofessionellen Handlungsfelder folgen dem bewährten Muster der im November 2023 veröffentlichten Handlungsfelder in der Intensivmedizin. „Jeder soll die Funktion ausfüllen, für die er kompetent ist – ganz im Sinne des Teamgedankens“, so Waydhas. Die Kernempfehlungen sollen helfen, das Denken in rein formalisierten Aspekten zu überwinden.
Ein echter Gamechanger für die Fachpflegenden
Dominik Zergiebel bezeichnete das Paper als „echten Gamechanger“. Die Relevanz und Besonderheit der Fachweiterbildungen müssten durch die Politik anerkannt und unterstützt werden, um eine hochqualitative Patientenversorgung zu gewährleisten. „Ganz im Sinne der Stärkung der Fachpflegenden!“
Handreichung für die Politik
DIVI und DGF richteten mit den neuen Handlungsfeldern auch den Blick auf aktuelle Gesetzesvorhaben der Bundesregierung. „Wer derzeit am Pflegekompetenzgesetz schreibt oder dem Gesetz für die Advanced Practice Nurses (APNs), der sollte unbedingt unser Paper studieren“, forderte Zergiebel. Beide Fachgesellschaften könnten jedoch nur für die speziellen Bereiche der klinischen Notfallmedizin und Intensivmedizin sprechen.
Beide Fachgesellschaften haben Vertreter aus der Politik für Mitte Juni zum dritten Pflegegipfel in die Geschäftsstelle der DIVI eingeladen, um die Zukunft der Intensiv- und Notfallpflege zu diskutieren.
Blaupausen für das Gesundheitssystem
DIVI-Präsident Felix Walcher betonte, dass Fachgesellschaften wie DIVI und DGF prädestiniert seien, gemeinsame Lösungen für die anstehenden Fragen im Gesundheitssystem zu entwickeln. „Wir werden nicht warten, dass es andere für uns tun. Wir wissen, dass wir Schritt für Schritt ans Ziel kommen werden – weil wir es müssen!“
Zur Pressemitteilung: https://www.divi.de/aktuelle-meldungen-intensivmedizin/akut-und-notfallmedizin-divi-und-dgf-definieren-handlungsfelder-der-pflegenden
Foto: stock.adobe.com – wavebreak3
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