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Berufsgesundheits-Index Alten- und Krankenpflege 2024 mit Schwerpunktanalyse zu geschlechtsspezifischen Unterschieden
Der Berufsgesundheits-Index Alten- und Krankenpflege (BeGX) ist auch im dritten Jahr in Folge rückläufig. Erste Details dazu wurden von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV Bund) bereits im Herbst 2024 vor dem Deutschen Pflegetag präsentiert. Ab sofort steht der vollständige Bericht auf www.bgw-online.de/begx-2024 zum Download bereit.
Der Bericht beleuchtet die zentralen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sowie weiterer Faktoren auf die Berufsgesundheit in der Pflege. Eine Schwerpunktanalyse untersucht dabei die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Belastung und Berufsgesundheit von männlichen und weiblichen Pflegekräften.
Neuer Tiefstand
Der Berufsgesundheits-Index 2024 basiert auf den aktuellsten verfügbaren Daten des Sozio-oekonomischen Panels von 2022 sowie ergänzenden Informationen von BGW, DRV Bund, AOK, DGUV und Media Tenor. Mit einem Indexwert von 90 in der Altenpflege und 77 in der Krankenpflege wurde der niedrigste Stand seit dem Basisjahr 2013 erreicht. Der BeGX analysiert vier Dimensionen der Berufsgesundheit: Ressourcen, Arbeitsbedingungen, Arbeits- und Erwerbsfähigkeit sowie Medien-Meinungsklima. Während die Werte in allen Dimensionen rückläufig waren, verzeichnete das „Medien-Meinungsklima“ in der Altenpflege als einzige Ausnahme eine Verbesserung.
Die stärksten Rückgänge verzeichnete die Dimension „Arbeits- und Erwerbsfähigkeit“: In der Altenpflege fiel der Wert auf 25 Punkte (2021: 48 Punkte), in der Krankenpflege auf 7 Punkte (2021: 24 Punkte). Hauptursache dafür sind die Folgen der Covid-19-Pandemie. Pflegekräfte hatten mehr Arbeitsunfähigkeitstage, ein erhöhtes Risiko für Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten sowie eine überdurchschnittlich häufige Inanspruchnahme von Erwerbsminderungsrenten im Vergleich zu anderen Berufsgruppen.
Fachkräftebedarf prägt Berufsgesundheit
Neben den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie hat auch der steigende Fachkräftebedarf die Berufsgesundheit in der Pflege erheblich beeinflusst. Die Zahl der gemeldeten offenen Arbeitsstellen, ein Indikator für die Nachfrage nach Pflegekräften, stieg 2022 in der Altenpflege auf 160 indexierte Punkte (2021: 146). In der Krankenpflege war der Anstieg noch ausgeprägter: Mit 178 Punkten (2021: 143) wurde der höchste Stand seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2013 erreicht.
Als Indikator für das Angebot an Fachkräften wird die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten herangezogen. In der Altenpflege setzte sich der stetige Anstieg fort, sodass der Wert 2022 weiter zunahm und den positiven Trend der letzten zehn Jahre fortführte. In der Krankenpflege hingegen stagnierte die Zahl und blieb auf dem Niveau des Vorjahres. Die Krankenpflege bleibt weiterhin ein Engpassberuf in der Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit für das Jahr 2022 – unter anderem, weil gemeldete Stellen überdurchschnittlich lange unbesetzt blieben.
Schwerpunkt: geschlechtsspezifische Unterschiede
Im aktuellen BeGX-Bericht wurden die verschiedenen Dimensionen und Indikatoren der Berufsgesundheit in einer Schwerpunktanalyse nach Geschlechtern getrennt ausgewertet. Dabei zeigen sich Unterschiede, insbesondere in der Dimension „Ressourcen“. So sind männliche Pflegekräfte zufriedener mit ihrer Arbeit als ihre weiblichen Kolleginnen, jedoch unzufriedener mit ihrem Einkommen. Die Analyse der Dimension „Arbeitsbedingungen“ verdeutlicht, dass Frauen sich stärker um ihren Arbeitsplatz sorgen, während Männer häufiger in befristeten Anstellungsverhältnissen arbeiten und häufiger Überstunden leisten.
In der Dimension „Arbeits- und Erwerbsfähigkeit“ zeigen die Zahlen je 1.000 Vollbeschäftigte deutliche Unterschiede: Weibliche Pflegekräfte in der Altenpflege erleiden häufiger Arbeitsunfälle als ihre männlichen Kollegen. In der Krankenpflege verhält es sich umgekehrt. Zudem entfallen durchschnittlich mehr Arbeitsunfähigkeitstage auf Frauen als auf Männer. Das relative Risiko, eine Erwerbsminderungsrente in Anspruch zu nehmen, ist bei männlichen Pflegebeschäftigten höher als bei ihren weiblichen Kolleginnen.
Die Medienberichterstattung über weibliche und männliche Pflegekräfte zeigt insbesondere im Bereich „Gewalt und Kriminalität“ deutliche Unterschiede: 2022 standen Männer hier wesentlich stärker im Fokus. Hingegen wird das Thema „sinnstiftende Tätigkeit“ vor allem mit Frauen assoziiert, was sich in einer umfangreicheren Berichterstattung über sie widerspiegelt. Insgesamt bleibt die Pflege in den Medien weiterhin stark als weiblicher Beruf geprägt.
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