
Katharina Day (Hrsg.)
New Work
Arbeitskultur in der Pflege neu gedacht
Facultas Verlag, Wien 2024, 109 Seiten, 16,40 €, ISBN 978-3-7089-2489-2
Der von Katharina Day herausgegebene Tagungsband New Work – Arbeitskultur in der Pflege neu gedacht beschäftigt sich mit den aktuellen Herausforderungen in der Pflegebranche und der Frage, wie innovative Arbeitsmodelle zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen beitragen können. Im Zentrum steht die Idee von New Work, einem Konzept, das in den 1970er-Jahren von Frithjof Bergmann geprägt wurde und sich mit neuen Formen der Arbeit und Selbstbestimmung befasst.
Die Publikation geht auf eine Fachtagung zurück, die am 3. Oktober 2024 am Campus Rudolfinerhaus in Wien stattfand und verschiedene Stimmen von Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis vereint.
Mag.a Katharina Day studierte Internationale Betriebswirtschaftslehre, arbeitete in Marketing- und Projektmanagementfunktionen in der Telekommunikations- und Pharmabranche, sammelte internationale Erfahrung in Großbritannien und der Schweiz und ist seit 2016 als Praktikumskoordinatorin am Campus Rudolfinerhaus für die praktische Ausbildung mitverantwortlich.
Die Gliederung des Buches folgt einer nachvollziehbaren Struktur, die zunächst grundlegende Fragestellungen und Forschungsergebnisse zur Arbeitszufriedenheit in der Pflege behandelt, bevor konkrete Praxisbeispiele vorgestellt werden.
Das Buch ist in zwei Hauptbereiche gegliedert: theoretische Grundlagen und praxisorientierte Umsetzungsbeispiele.
Einleitend analysieren Benesch et al. in ihrem Beitrag „Pflegekraft sucht JobTreffer!“, welche Erwartungen Pflegefachpersonen an Arbeitsbedingungen haben und welche Faktoren ihre berufliche Zufriedenheit beeinflussen. Dabei wird deutlich, dass eine bessere Work-Life-Balance, mehr Mitbestimmung und ein wertschätzendes Arbeitsumfeld entscheidend sind.
Darauf aufbauend zeigt Marion King in „Gute Arbeit! Ein Wegweiser durch neue Arbeitsmodelle“ verschiedene Strategien auf, die Pflegefachpersonen mehr Partizipation und Selbstwirksamkeit ermöglichen. Sie hebt besonders die Bedeutung flacher Hierarchien und flexiblerer Arbeitsstrukturen heraus.
Ein Praxisbeispiel bietet Philipp Tessin in seinem Beitrag über die AGAPLESION-Kliniken. Dort wurden innovative Arbeitsmodelle erfolgreich eingeführt, beispielsweise flexible Arbeitszeiten, teamzentrierte Strukturen und Mitbestimmung der Pflegefachpersonen. Diese Maßnahmen hatten eine höhere Arbeitszufriedenheit und eine verbesserte Versorgungsqualität zur Folge.
Einen weiteren innovativen Ansatz stellt Wolfgang Huber vor, indem er das in Österreich adaptierte niederländische Buurtzorg-Modell beschreibt. Dieses setzt auf kleine, selbstorganisierte Teams, die eigenverantwortlich die Planung und Versorgung übernehmen. Schwerpunkte liegen auf interdisziplinärer Zusammenarbeit, Digitalisierung und Bürokratieabbau. Erste Erfahrungen zeigen eine höhere Zufriedenheit der Pflegefachpersonen und Patient*innen. Jedoch bestehen Herausforderungen in Bezug auf Finanzierung und rechtliche Rahmenbedingungen.
Zum Abschluss schildern Ewers, Wolf und Moser im Beitrag „New Work – Leitbild und Kultur für die Pflege der Salzburger Landeskliniken“, wie New Work-Prinzipien in einer großen Klinikorganisation erfolgreich zur Anwendung kommen. Die Salzburger Landeskliniken (SALK) setzen auf eine mitarbeiterzentrierte und wertebasierte Arbeitskultur mit partizipativen Entscheidungsstrukturen und interprofessionellen Teams. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Mitbestimmung der Pflegefachpersonen bei Dienstplänen, um Arbeitszufriedenheit und Versorgungsqualität zu steigern. Regelmäßige Feedbackgespräche und Workshops unterstützen zudem die Identifikation mit der eigenen Arbeit und dem Unternehmen. Flexible Arbeitszeitmodelle, darunter selbstbestimmte Dienstpläne, sollen die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben erleichtern.
Bewertung und Relevanz
Die Publikation bietet eine fundierte Auseinandersetzung mit den Chancen und Herausforderungen von New Work in der Pflege. Durch die Verbindung theoretischer Analysen mit praxisnahen Beispielen ist sie sowohl für Wissenschaftlerinnen als auch für Entscheidungsträgerinnen im Gesundheitswesen von Interesse.
Besonders wertvoll sind empirische Untersuchungen, die zeigen, welche Faktoren für die Zufriedenheit und den Verbleib von Pflegefachpersonen im Beruf entscheidend sind. Die Studien belegen, dass unzureichende Arbeitsbedingungen und mangelnde Mitgestaltungsmöglichkeiten häufige Gründe für Berufsausstiege sind.
Ein kritischer Punkt ist die Übertragbarkeit der vorgestellten Konzepte. Viele Modelle sind stark an spezifische institutionelle Rahmenbedingungen gebunden und lassen sich nicht ohne Weiteres auf andere Einrichtungen übertragen. Dennoch wird deutlich, dass flexible und partizipative Strukturen realisierbar sind und positive Effekte erzielen.
Die Publikation ist klar und übersichtlich strukturiert. Die Texte sind gut lesbar und wissenschaftlich fundiert, jedoch ohne übermäßigen Fachjargon. Grafische Darstellungen werden sparsam, aber gezielt eingesetzt. Besonders hilfreich sind Zusammenfassungen und Praxisbeispiele, die theoretische Überlegungen veranschaulichen.
Fazit
New Work – Arbeitskultur in der Pflege neu gedacht bietet wertvolle Impulse für die Zukunft der Pflege. Die Verbindung von wissenschaftlichen Erkenntnissen mit erprobten Praxisbeispielen macht das Buch zu einer wertvollen Ressource für alle, die innovative Arbeitsmodelle entwickeln und umsetzen möchten. Trotz Herausforderungen in der Umsetzung zeigt der Sammelband, dass eine Neugestaltung der Arbeitskultur in der Pflege möglich ist und langfristig zu besseren Arbeitsbedingungen führen kann.
Was diese Publikation besonders macht, ist die Verknüpfung von wissenschaftlichen Erkenntnissen mit praxisnahen Umsetzungen. Während in vielen Arbeiten über New Work oft theoretische Konzepte dominieren, legt dieser Band einen starken Fokus auf anwendbare Lösungen im Pflegebereich. Besonders wertvoll sind die empirischen Untersuchungen, die zeigen, welche Faktoren Pflegefachpersonen als entscheidend für ihre Zufriedenheit und ihren Verbleib im Beruf bewerten. Die Ergebnisse belegen eindrücklich, dass Mängel in den Arbeitsbedingungen maßgeblich zur Abwanderung aus der Pflege beitragen.
Durch die Darstellung erfolgreicher Praxisbeispiele wird deutlich, dass alternative Arbeitsmodelle nicht nur theoretisch denkbar, sondern auch umsetzbar sind.
Allerdings bleibt die Frage offen, inwieweit sich alle vorgestellten Konzepte auf andere Kontexte übertragen lassen. Ist ein Transfer tatsächlich möglich angesichts der sehr spezifischen institutionellen Rahmenbedingungen?
Insgesamt ist New Work – Arbeitskultur in der Pflege neu gedacht eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die sich mit der Weiterentwicklung von Arbeitsmodellen im Pflegebereich beschäftigen. Wer sich mit innovativen Arbeitsmodellen auseinandersetzt, findet hier eine fundierte und gut strukturierte Übersicht über aktuelle Entwicklungen im Bereich „New Work‟ in der Pflege.
Eine Rezension von Michaela Key
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