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Deutsche Krankenhausgesellschaft legt umfassende Vorschläge zur Stärkung des Pflegeberufs vor

Anlässlich des Tages der Pflege am 12. Mai hat die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) ein umfassendes Positionspapier vorgelegt, das konkrete Maßnahmen zur Stärkung des Pflegeberufs formuliert. Im Mittelpunkt stehen die Verbesserung der Ausbildungsbedingungen, eine nachhaltige Aufwertung des Berufsbildes sowie gezielte Maßnahmen zur Förderung beruflicher Entwicklung und zur Entlastung im Arbeitsalltag.

Die Pflege bildet die größte Berufsgruppe in deutschen Krankenhäusern und ist essenziell für eine qualitativ hochwertige Versorgung im interprofessionellen Behandlungsteam. Trotz vielfältiger gesetzlicher und struktureller Initiativen der vergangenen Jahre zur Stabilisierung der Pflegesituation bleibt die berufliche Zufriedenheit vieler Pflegekräfte hinter den gesellschaftlichen Erwartungen zurück. „Das verdeutlicht, dass punktuelle Reformen nicht ausreichen – es braucht ein ganzheitliches Vorgehen, das strukturelle, gesellschaftliche und individuelle Faktoren zusammenführt. Mit unserem Papier zeigen wir konkrete Maßnahmen auf, die sowohl Entlastung als auch Perspektive schaffen – für die Mitarbeitenden und für die pflegerische Versorgung insgesamt“, erklärt Prof. Dr. Henriette Neumeyer, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DKG.

Ein zentrales Anliegen der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) ist die nachhaltige Nachwuchsförderung im Pflegebereich. Um junge Menschen frühzeitig für den Pflegeberuf zu begeistern, soll das Thema verstärkt in allgemeinbildenden Schulen verankert werden – unter anderem durch institutionalisierte Zugänge über die Kultusministerien sowie durch die Integration pflegerelevanter Inhalte in die Lehrpläne der Bundesländer.

Auch die beruflichen Kompetenzen von Pflegefachpersonen sollen gezielt gestärkt werden. Die DKG fordert hierzu klare gesetzliche Regelungen, die eine eigenverantwortliche Ausübung heilkundlicher Tätigkeiten ermöglichen. Um berufliche Weiterentwicklung zu fördern, sollen Fort- und Weiterbildungen sowie pflegebezogene Studiengänge künftig vollständig durch öffentliche Mittel oder die Krankenversicherungen finanziert werden. Ergänzend spricht sich die DKG für gezielte Förderprogramme im Bereich Pflegeforschung und pflegewissenschaftlicher Innovation aus.„Pflegefachpersonen übernehmen längst komplexe Aufgaben in der Patientenversorgung. Es ist an der Zeit, die gesetzlichen Rahmenbedingungen entsprechend weiterzuentwickeln und Qualifizierungsmöglichkeiten systematisch zu fördern“, so Neumeyer.

Als weiteren Baustein für einen zukunftsfähigen Qualifikationsmix in der Pflege spricht sich die DKG für die zeitnahe Einführung einer bundesweit einheitlichen, grundständigen Pflegefachassistenzausbildung aus. Diese Ausbildung soll sich an der generalistischen Pflegeausbildung orientieren und damit eine solide Grundlage für eine qualitätsgesicherte Versorgung in allen Versorgungsbereichen schaffen.

Verbesserte Arbeitsbedingungen in der Pflege erfordern konsequenten Bürokratieabbau: Mit der Einführung der PPR 2.0 im Rahmen der Pflegepersonalbemessungsverordnung (PPBV) können im Gegenzug bestehende Regelungen wie die Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung (PpUGV) abgeschafft werden. Zudem sollen Leiharbeitsverhältnisse in der Pflege durch gezielte Maßnahmen begrenzt werden, unter anderem durch die Deckelung von Verrechnungssätzen und die Förderung interner Flexibilitätsmodelle wie Springerpools.

Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist Thema: Maßnahmen zur Unterstützung pflegender Angehöriger und zur Kinderbetreuung müssen erleichtert und vollständig refinanziert werden. Die DKG erinnert außerdem an die Notwendigkeit, bezahlbaren Wohnraum für Pflegekräfte zur Priorität zu machen, sowie nachhaltige und mit Dienstsystemen kompatible Mobilitätsangebote gezielt auszubauen.

Internationale Pflegekräfte sollen schneller und effizienter integriert werden. Dafür fordert die DKG ein bundeseinheitliches, digitales Anerkennungsverfahren sowie die Förderung von Sprachkursen und interkulturellem Management in den Einrichtungen vor Ort. Auf europäischer Ebene solle auf bilaterale Abkommen zur vereinfachten Anerkennung von Qualifikationen aus Drittstaaten hingewirkt werden, um bürokratische und ressourcenintensive Einzelfallprüfungen zu reduzieren.

„Die Herausforderungen sind vielfältig, doch sie lassen sich angehen – mit politischem Willen und klaren Zuständigkeiten. Wenn wir es ernst meinen mit einer hochwertigen, verlässlichen Versorgung, dann müssen wir die Pflege als systemrelevanten, modernen Beruf begreifen und entsprechend handeln. Erfreulicherweise wurde einiger Handlungsbedarf von der Politik erkannt und im aktuellen Koalitionsvertrag entsprechende Maßnahmen aufgegriffen“, so Neumeyer.

Das DKG-Positionspapier „Attraktivitätssteigerung der Pflegeberufe“ finden Sie hier.

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