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Angelika Zegelin (Hrsg.)

„Festgenagelt sein“
Der Prozess des Bettlägerigwerdens

Hogrefe, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, Bern 2025, 296 Seiten, 38,00 €, ISBN 978-3456863658

Thematik und Kontext

Bettlägerigkeit entsteht in einem Prozess. Gleichsam ist Bettlägerigkeit ein Pflegeproblem, welches innerhalb der Praxis häufig auftritt und Prävention durch Pflegefachpersonen erfordert. Angelika Zegelin beschreibt in ihrer Rolle als Autorin und Herausgeberin die Entwicklung von Bettlägerigkeit und schafft es so, ein Grundlagenwerk der Pflegewissenschaft bereits in dritter Auflage zu veröffentlichen. Gründe, Formen, Entwicklung und Bewältigung, Prävention und Rehabilitation von Bettlägerigkeit werden aufgegriffen. Durch die umfassende Bearbeitung dieser Themen schafft es Angelika Zegelin seit der ersten Auflage dieses Buches, wesentliche pflegewissenschaftliche Grundlagenarbeit zu betreiben. Die dritte Auflage, so Zegelin im Nachwort, setzt einen Schwerpunkt auf Aktivitäten der letzten zehn Jahre, die in diesem Buch präsentiert werden. Weitere Autoren und Autorinnen wie Sebastian Hoffmann, Christine Kanike-Schmidt, Jürgen Georg und Peter Nydahl beschreiben in diesem Buch Spezifika wie Prävention von Bettlägerigkeit bei Demenz, Unterrichtskonzept zur Prävention von Bettlägerigkeit, Pflegeprozess sowie Mobilisation auf der Intensivstation. „Festgenagelt sein“ beschreibt anschaulich und wissenschaftlich fundiert den Prozess des Bettlägerigwerdens und bietet damit einen Mehrwert für die professionelle Pflege.

Über die Autorin 

Hon.-Prof. Dr. Angelika Zegelin ist Krankenschwester und Lehrerin für Pflegeberufe. Sie studierte nebenberuflich Erziehungswissenschaft und promovierte 2004 zum Thema Bettlägerigkeit. Bis 2015 war Angelika Zegelin am Institut für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke als Pflegewissenschaftlerin und Curriculums-Beauftragte beschäftigt.

Rahmen der Publikation

Das vorliegende Buch ist im Rahmen einer Promotion im Jahr 2004 entstanden. Durch die Analyse von 32 Tiefeninterviews durch die Datenauswertungsmethode der Grounded Theory ist es gelungen, eine Theorie zur Entstehung von Bettlägerigkeit zu entwickeln. Die dritte Auflage dieses pflegewissenschaftlichen und neu veröffentlichen Klassikers ist um ein aktualisiertes Nachwort ergänzt. Zusätzlich wurde ein Kapitel zum Pflegeprozess inkl. Basisassessment sowie zusätzliche Beiträge zum Thema Prävention, Unterrichtskonzept sowie Mobilisation auf der Intensivstation ergänzt. 

Überblick zum Aufbau und Gliederung des Buches 

Insgesamt verfügt das Buch über 13 Kapitel sowie verschiedene Unterkapitel. Zunächst werden die Erkenntnisse aus der Dissertation der Autorin Angelika Zegelin beschrieben. Der Aufbau des Buches ist klar strukturiert: Kapitel 1 vermittelt zunächst den aktuellen Erkenntnisstand zum Thema Bettlägerigkeit. Im zweiten Kapitel wird die Methodologie der zugrunde liegenden Studie anschaulich und nachvollziehbar dargelegt. Kapitel 3 präsentiert ausgewählte Fallvignetten in Form von Beobachtungen und Berichten, die das Thema lebendig illustrieren. Es folgt Kapitel 4, in dem das Phasenmodell vorgestellt wird. Die darauffolgenden Kapitel widmen sich den zentralen Ergebnissen, deren Einordnung in die Kernkategorie, einer differenzierten Diskussion sowie dem Erkenntnisgewinn. Auch methodische und inhaltliche Reflexionen werden umfassend behandelt. Kapitel 9 stellt darüber hinaus praxisrelevante Ergebnisse aus konkreten Projekten vor. Ab Kapitel 10 kommen schließlich Mitautorinnen und Mitautoren zu Wort, die einzelne Spezifika vertiefen und damit unterschiedliche Perspektiven einbringen. 

Diskussion 

Bettlägerigkeit und Pflegebedürftigkeit stehen in einem Zusammenhang. Aus diesem Grund hat sich die Herausgeberin entschieden, nach einer umfassenden Literaturrecherche eine qualitative Pflegeforschung durchzuführen. Es ist interessant zu lesen, welche Erkenntnisse zum Thema Bettlägerigkeit zum Zeitpunkt der Erstellung der Dissertation vorlagen. Anhand der Literaturangaben kann schnell überprüft werden, dass diese Erkenntnisse nicht aktualisiert wurden und stattdessen im zeitlichen Kontext der Forschung beschrieben werden. Damit sind die Ergebnisse aus der Literatur mindestens 20 Jahre alt. Hier wäre es wünschenswert gewesen, den aktuellen Stand der Literatur herauszuarbeiten und darzustellen. 

Eine Stärke in diesem Buch liegt in der Darstellung der Methodik. Es wurde die Grounded Theory in einem vorbildhaften Charakter angewandt. Es wird das großartige Potenzial der durchgeführten Forschung deutlich. Auch die im Anschluss beschriebenen Personen mit ihren Geschichten sowie das Phasenmodell sind spannend und eindrücklich zu lesen. Es wird gleichsam der hohe Praxisbezug deutlich, indem die Erkenntnisse aus den Daten heraus entwickelt wurden. Immer wieder werden die empirischen Erkenntnisse anhand von Interviewzitaten belegt. Die Artikel der weiteren Autoren binden die Erkenntnisse in neue Zusammenhänge ein und erweitern damit die Sichtweise auf die Theorie des Bettlägerigwerdens. Ebenso wird eine Verbindung zur aktuellen Gegenwart hergestellt. 

Bettlägerigkeit präventiv vorzubeugen ist eine Aufgabe, die Pflegefachpersonen mit all ihren Kompetenzen übernehmen. Das vorliegende Buch bietet das erforderliche Wissen, das professionelle Handlungswissen aufzubauen bzw. zu vertiefen. Außerdem kann durch das Lesen ein Bewusstsein aufgebaut werden, dass Bettlägerigkeit prozesshaft entsteht und die allmähliche Ortsfixierung damit kontinuierlich und fortlaufend entsteht. 

Fazit 

Ein pflegewissenschaftlicher Klassiker im neuen und erweiterten Gewand. Eine Leseempfehlung kann ausdrücklich für alle Interessierten im Bereich Pflege ausgesprochen werden: Praktiker:innen, Lehrer:innen, Wissenschaftler:innen. Durch dieses Buch wird sowohl der Fokus auf Theorie als auch auf die Praxis zur Vermeidung von Bettlägerigkeit gerichtet. Es ist ein Mehrwert, dass das Buch bereits in der dritten Auflage in einer überarbeiteten und erweiterten Version vorliegt.  

Eine Rezension von Dr. Roman Helbig

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