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German Quernheim, Angelika Zegelin

Berufsstolz in der Pflege – Das Mutmachbuch

Hogrefe Verlag, Bern, 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2025, 376 Seiten, 40,00 €, ISBN 978-3-456-86364-1

Hogrefe Verlag, Bern, 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2025, 376 Seiten, 40,00 €, ISBN 978-3-456-86364-1

Wenn ein Fachbuch im Pflegebereich bereits in der dritten Auflage erscheint, lässt das auf eine gewisse Resonanz und Relevanz schließen. „Berufsstolz in der Pflege“ von German Quernheim und Angelika Zegelin ist jedoch mehr als eine Reaktion auf den Bedarf – es ist ein Angebot. Ein Angebot an all jene, die in der Pflege tätig sind, sei es als Auszubildende, Fachperson, Lehrende oder Führungskraft, sich dem eigenen Beruf (wieder) anzunähern – mit einer Haltung der Wertschätzung, Reflexion und Selbstermächtigung.

Schon die äußere Struktur des Buches deutet darauf hin, dass es sich nicht um ein klassisches Fachbuch handelt. Vielmehr entfaltet es sich wie ein thematisch gegliederter Wegbegleiter, dessen detailliertes Inhaltsverzeichnis nicht nur Orientierung bietet, sondern auch einlädt: zum Nachschlagen, zum Blättern, zum gezielten Vertiefen. Wer das Buch liest, wird es kaum linear lesen – es funktioniert vielmehr wie ein Lexikon, ein Inspirationskatalog oder ein Werkzeugkasten. Und das mit Absicht.

Zegelin und Quernheim gelingt es, ein breites Spektrum an Themen aufzugreifen, die in klassischen Pflegefachbüchern oft unterrepräsentiert sind: berufsethische Fragestellungen, politische Positionierung, Identitätsbildung, aber auch Empathie, Sinn, Mut und Selbstwertgefühl. Dieses Buch ist kein Fachbuch im engeren Sinne – es ist ein Arbeitsbuch, das Haltung stärkt und Handlungsvorschläge anbietet.

Die dritte Auflage wurde vollständig überarbeitet und um aktuelle Themen erweitert: Berufsstolz bei international ausgebildeten Pflegekräften, neue rechtliche Entwicklungen in Deutschland und Österreich sowie ein „Update-Kapitel“, das mit Zitaten und Einblicken aus der Praxis sehr lebendig gestaltet ist. Eine Landkarte zum Berufsstolz, neue Adressen und weiterführende Literatur runden die Aktualisierung ab und zeigen, dass dieses Buch nicht in der Theorie verharrt, sondern in der pflegerischen Realität verankert ist.

Bemerkenswert ist die Offenheit, mit der sich die Autor*innen auch an die Gesellschaft und Politik wenden. Berufsstolz ist in diesem Buch kein individueller Luxus, sondern eine kollektive Aufgabe – denn Pflege kann ihre Rolle im Gesundheitssystem nur dann voll entfalten, wenn Pflegende sich ihrer Bedeutung bewusst sind und wenn Rahmenbedingungen dies ermöglichen. Das Buch argumentiert auf Augenhöhe, differenziert und mit Blick auf gesamtgesellschaftliche Verantwortung.

Was das Buch besonders lesenswert macht, ist seine Fähigkeit, theoretische Reflexion und praktische Impulse zu verbinden. Zahlreiche Aufgaben, Fragen und Fallbeispiele fordern zur aktiven Auseinandersetzung auf – nicht als Pflichtprogramm, sondern als Einladung. Leser*innen können entscheiden, wie tief sie einsteigen möchten. Die Aufgaben sind praxisnah und geeignet für den Einsatz in Fort- und Weiterbildung oder im Unterricht. Gerade in der pflegepädagogischen Arbeit bietet das Buch eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten.

Die dargestellten Fallsituationen sind ein weiteres Highlight. Sie sind nicht nur illustrativ, sondern nehmen mehrere Seiten ein und erlauben es, sich wirklich in die Situationen hineinzudenken. Sie eignen sich hervorragend für Diskussionsanlässe in der Ausbildung, für Reflexionsphasen im Studium oder für Workshops mit Pflegeteams. Sie zeigen, wie vielschichtig berufliche Situationen sind – und wie Berufsstolz konkret gelebt (oder unterdrückt) werden kann.

Das Buch erhebt keinen Anspruch auf Neutralität – und das ist seine Stärke. Es ist ein Mutmachbuch, wie es im Titel steht. Es spricht aus einer Haltung heraus, die Pflege als zentrales gesellschaftliches Handlungsfeld ernst nimmt. Es will nicht objektiv distanziert analysieren, sondern berühren, motivieren, anregen. In dieser Hinsicht ist es ein sehr persönliches Buch – und lädt zur persönlichen Auseinandersetzung ein.

Dass es sich dennoch differenziert und theoretisch fundiert äußert, spricht für die Autor*innen. Beide sind in der Pflegewissenschaft und der beruflichen Bildung verwurzelt, was sich in der Tiefe der Themenwahl ebenso zeigt wie in der Sprache. Das Buch ist verständlich, aber nicht simpel. Es ist empathisch, aber nicht beliebig. Und es ist engagiert, ohne missionarisch zu sein.

Fazit:„Berufsstolz in der Pflege“ ist ein besonderes Buch. Es bietet keine schnellen Lösungen, aber viele gute Fragen. Es gibt keine fertigen Rezepte, aber zahlreiche Ideen, Impulse und ermutigende Beispiele. Wer in der Pflege arbeitet – ob am Bett, in der Lehre, in der Leitung oder auf pflegepolitischer Ebene – findet in diesem Buch einen kraftvollen Reflexionsraum. Und wer das Thema Berufsstolz bislang für weich, randständig oder entbehrlich hielt, wird hier eines Besseren belehrt. Eine klare Leseempfehlung für alle, die Pflege mit Haltung gestalten wollen.

Eine Rezension von Simon Ludwig-Pricha

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