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DNQP: Aufruf zur Bewerbung als wissenschaftliche Leitung der Expert*innenarbeitsgruppe zum Thema "Delir"
Die wissenschaftliche Leitung der Expert*innenarbeitsgruppe zeichnet verantwortlich für die Erstellung einer evidenzbasierten Literaturstudie und das wissenschaftliche Niveau von Expertenstandard und Kommentierungen unter Berücksichtigung von Praxisbedingungen. Wünschenswert ist die Zusicherung der Verfügbarkeit von zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern bzw. Mitarbeiterinnen mit entsprechender Qualifikation für die Recherche und Bewertung der Literatur und Erstellung einer Literaturstudie nach anerkannten Verfahren. Entsprechende finanzielle Mittel hierfür werden durch das DNQP bereitgestellt. Die Position der wissenschaftlichen Leitung ist ehrenamtlich, anfallende Reise- und Übernachtungskosten werden erstattet.
In enger Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Team des DNQP entwickeln die wissenschaftliche Leitung und die Expert*innenarbeitsgruppe auf Basis einer Literaturstudie einen Entwurf des Expertenstandards, der auf einer Konsensus-Konferenz 2027 der Fachöffentlichkeit vorgestellt wird. Der Start der Entwicklung ist für den Sommer 2025 geplant. Detaillierte Hinweise zur Vorgehensweise finden sich im Papier zum methodischen Vorgehen zur Entwicklung, Einführung und Aktualisierung von Expertenstandards des DNQP (www.dnqp.de/methodisches-vorgehen).
Neben einer Darlegung der fachlichen Expertise werden die Bewerber*innen gebeten, eigene Interessen, Verbindungen zur Industrie oder Interessensverbänden offen zu legen, um die wissenschaftliche Unabhängigkeit des Expertenstandards garantieren zu können. Die Mitglieder einer neuen Expert*innenarbeitsgruppe werden in einem weiteren Bewerbungsverfahren gemeinsam mit der wissenschaftlichen Leitung ausgewählt. Hierzu erfolgt ein gesonderter Aufruf zur Bewerbung im März 2025.
Bewerbungen (gerne auch per E-Mail) werden bis zum 15. März 2025 an folgende Anschrift erbeten:
Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP)
an der Hochschule OsnabrückWissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Büscher
Postfach 19 40, 49009 Osnabrück
E-Mail:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Internet: www.dnqp.de -
FH Kärnten unterstützt pflegende Angehörige durch innovative Workshopreihe
Pflegende Angehörige leisten im Verborgenen Großes: Etwa eine Million Menschen in Österreich versorgen ihre Angehörigen zu Hause. Die FH Kärnten und das Rote Kreuz Kärnten unterstützen sie mit praxisnahen Workshops und digitalen Lernangeboten. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, haben das Rote Kreuz Kärnten und die FH Kärnten eine praxisorientierte Workshopreihe ins Leben gerufen. Durch gezielte Schulungen sollen sie mehr Zeit und Lebensqualität gewinnen und ihre Aufgaben leichter bewältigen können.
Wissen aus der FH für die Praxis: Workshops für den Pflegealltag
Die FH Kärnten vermittelt in der Workshopreihe wissenschaftlich fundiertes Wissen und nutzt innovative Lehrmethoden. Das VIDSONS-Projekt (Video Lessons) spielt dabei eine zentrale Rolle, indem es den Teilnehmenden eine flexible, multimediale Begleitung über die Präsenzworkshops hinaus bietet.
„Mit der Workshopreihe kann die FH Kärnten Wissen und Ressourcen, welche im Rahmen der Lehr- und Lernförderung an der FH Kärnten geschaffen wurden, auch an diese so wichtige Gruppe der Pflegenden Angehörigen weitergeben und so einen wichtigen Beitrag für die Versorgung von zu Pflegenden leisten“ sagt Martin Schusser, Leiter des Projekts.
Die Workshops decken relevante Themen des Pflegealltags ab, darunter:
- Transfertechniken: Sicheres Heben und Umlagern von Pflegebedürftigen
- Ergonomie: Tipps zur gesunden Körperhaltung für Pflegende
- Sturzprophylaxe: Strategien zur Vermeidung von Stürzen
- Hilfsmittelversorgung: Einsatz praktischer unterstützender Geräte
Die Termine der Workshops sind:
- 18.02.2025, 18:00 Uhr: Rotkreuz-Bezirksstelle Klagenfurt
- 19.02.2025, 18:00 Uhr: Rotkreuz-Bezirksstelle Villach
- 20.02.2025, 18:00 Uhr: Rotkreuz-Bezirksstelle Wolfsberg
Anmeldungen sind online unter https://shorturl.at/AwtAq bis jeweils 20:00 Uhr am Vortag möglich. Die Workshops finden nur bei mindestens 10 Anmeldungen statt.
VIDSONS: Lernen zu Hause - jederzeit und flexibel
Das Besondere an diesem Projekt ist die begleitende Nutzung der im Rahmen des VIDSONS-Projekts erstellten Lernvideos. Diese wurden von der FH Kärnten konzipiert und bieten den Teilnehmer:innen eine flexible Möglichkeit, das Gelernte zu Hause jederzeit zu vertiefen.
Die Videos sind über den offiziellen YouTube-Kanal „VIDSONS - Video Lessons“ abrufbar:
VIDSONS Playlist auf YouTubeUnterstützung, die ankommt
„Pflegende Angehörige sind oft schwer erreichbar, da sie vollständig in ihre Pflegeaufgaben eingebunden sind. Uns ist es daher wichtig, einen besonders niederschwelligen Zugang zu diesen Unterstützungsangeboten zu schaffen,“ betont Brigitte Pekastnig, 3. Rotkreuz-Vizepräsidentin und Referentin für Gesundheits- und Soziale Dienste.
Die Initiative der FH Kärnten und des Roten Kreuzes Kärnten zielt darauf ab, den Alltag pflegender Angehöriger zu erleichtern und auf die oft unsichtbaren Herausforderungen dieser Aufgabe aufmerksam zu machen. Das gemeinsame Ziel ist es, die häusliche Pflege sicherer, gesünder und einfacher zu gestalten.
Zur Pressemitteilung: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20250205_OTS0079/fh-kaernten-unterstuetzt-pflegende-angehoerige-durch-innovative-workshopreihe-zentrale-rolle-des-vidsons-projekts
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Pflegekammer NRW kritisiert Bürokratie: Pflegekräfte erheben Daten, die nicht genutzt werden
Angesichts des steigenden Arbeitsaufkommens in der Pflege warnt die Pflegekammer NRW das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) davor, Pflegefachpersonen mit zusätzlichem bürokratischem Aufwand zu belasten. Konkret geht es um die Erhebung von Daten zur Berechnung des Personalbedarfs, die derzeit von Pflegekräften während ihrer Dienstzeit erfasst und eingepflegt werden. „Es kann doch nicht sein, dass diese Daten, die von Pflegefachpersonen für das InEK erhoben werden, dort letztlich gar keine Verwendung finden. Das bindet unnötig Ressourcen, sorgt für Frust bei den Kolleg*innen und schafft keinerlei Mehrwert“, kritisiert Sandra Postel, Präsidentin der Pflegekammer NRW. Die Kammer fordert daher eine sinnvolle Nutzung der erhobenen Daten oder eine deutliche Reduzierung der Dokumentationspflichten. Ziel müsse es sein, Pflegefachpersonen von überflüssiger Bürokratie zu entlasten und ihnen mehr Zeit für die eigentliche pflegerische Versorgung zu ermöglichen.
Die Kammer ruft das InEK dazu auf, das System der „Pflegepersonalregel 2.0“ (PPR 2.0), für das diese Daten erhoben werden, kritisch zu überprüfen. „Wir sind uns darin einig, dass wir eine präzise Berechnung des Personalschlüssels brauchen, die sich am tatsächlichen Bedarf auf einer Station während einer Schicht orientiert“, so Postel. Dass hierfür möglichst schichtgenaue Daten erhoben werden müssen, leuchte ein. Allerdings: „Wenn die nicht im Interesse der Pflegefachpersonen auch ausgewertet werden, ergibt das alles keinen Sinn“, sagt die Kammer-Präsidentin.
Hintergrund zur PPR 2.0: Die „Pflegepersonalregel 2.0“ (PPR 2.0) ist ein Punktesystem zur Ermittlung des individuellen Pflegebedarfs von Patient/innen. Es bestimmt, in welchem Umfang pflegerische Unterstützung erforderlich ist – beispielsweise bei der Ernährung oder der Wundversorgung. Auf Grundlage dieser Einstufung wird der Personalbedarf berechnet und festgelegt, wie vielePflegefachpersonen pro Patient/in erforderlich sind. In der praktischen Umsetzung bringt das System jedoch erhebliche Herausforderungen mit sich.
Innerhalb der Pflegekammer NRW engagieren sich zahlreiche Pflegefachpersonen aus der Praxis, die auf Schwierigkeiten bei der Umsetzung der PPR 2.0 hinweisen. Ein Beispiel aus der Kinderkrankenpflege verdeutlicht die Problematik: Die digitalen Tools der PPR 2.0 berücksichtigen die Unterschiede zwischen Erwachsenen und Kindern nicht ausreichend. Dies kann zu fehlerhaften oder ungenauen Einstufungen und damit zu einer nicht bedarfsgerechten Versorgung der Patient*innen führen. Zudem zeigt sich, dass die auszufüllenden Unterlagen in der Kinderkrankenpflege an vielen Stellen unterschiedlich interpretiert werden können. Dadurch handhaben Krankenhäuser die Dokumentation uneinheitlich, was eine bundesweite Vergleichbarkeit der Daten erschwert. In der Folge werden die erhobenen Informationen nicht sinnvoll genutzt.
„Wir möchten sicherstellen, dass Pflegefachpersonen ihre Zeit dort einsetzen können, wo sie am meisten gebraucht wird – bei der direkten Versorgung der Patient*innen. Die Bürokratie muss so gestaltet werden, dass sie die Pflege nicht unnötig belastet und die Qualität der Versorgung nicht beeinträchtigt“, erklärt Sandra Postel, Präsidentin der Pflegekammer NRW.
Zur Pressemitteilung: https://www.pflegekammer-nrw.de/pflegekammer-nrw-bemaengelt-zeitverschwendung-in-der-pflege-durch-erhebung-von-daten-die-nicht-genutzt-werden/
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Visionen für eine pflegegerechte Gesellschaft: Wettbewerb „Innovative Wege zur Pflege 2025“ in Bayern gestartet
Unter dem Motto „Visionen für eine pflegegerechte Gesellschaft“ startet die neue Runde des Wettbewerbs Innovative Wege zur Pflege 2025. Die Koordinationsstelle Pflege und Wohnen in Bayern ruft Einzelpersonen, Initiativen, Einrichtungen, Kommunen und Träger dazu auf, zukunftsweisende Ideen und Projekte zur Verbesserung der Pflege in Bayern einzureichen.
Der Wettbewerb richtet sich an Konzepte aus dem ambulanten und teilstationären Bereich, die das Potenzial haben, die Lebensqualität von pflegebedürftigen Menschen, ihren Angehörigen und in der Pflege tätigen Personen nachhaltig zu verbessern. Eingereicht werden können sowohl bereits umgesetzte Projekte als auch innovative Ideen, Projektskizzen oder Planungen.
Im Mittelpunkt stehen dabei Beiträge, die zur menschenzentrierten Weiterentwicklung der Pflege beitragen, neue Akteure in den Diskurs einbinden, Strukturen in der Versorgung weiterentwickeln und die tatsächlichen Bedürfnisse der Zielgruppen adressieren. Besonders gefragt sind Konzepte mit einem hohen Innovationsgrad, praktischer Umsetzbarkeit und nachhaltiger Wirkung auf sozialer, ökologischer und ökonomischer Ebene.
Die Bewertung erfolgt durch eine Fachjury sowie im Rahmen eines öffentlichen Publikumsvotings. Die besten Beiträge werden auf einer Fachveranstaltung am 9. Dezember 2025 präsentiert. Die feierliche Preisverleihung durch die Bayerische Staatsministerin findet im Februar 2026 statt. Die Gewinner dürfen sich auf Preisgelder zwischen 1.000 und 2.500 Euro, ein individuelles Experten-Coaching und eine öffentliche Sichtbarkeit ihrer Ideen freuen.
Bewerbungsschluss ist der 31. Juli 2025.
Die Bewerbung erfolgt online unter: www.umfrageonline.com/c/wettbewerb2025
Weitere Informationen zum Wettbewerb und zur Ausschreibung finden Sie unter: www.bayern-pflege-wohnen.de/wettbewerb
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Österreichischer Demenzbericht 2025 veröffentlicht
Mehr als zehn Jahre nach dem ersten Demenzbericht präsentiert der aktuelle Bericht 2025 umfassende Daten und wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Demenz. Er bietet einen Überblick über aktuelle Entwicklungen und setzt Schwerpunkte in den Bereichen Forschung, Prävention, Versorgung und Unterstützung von Betroffenen in Österreich.
Der Bericht wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMASGPK) von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) erstellt. Über 80 Expertinnen und Experten aus den Bereichen Gesundheit, Pflege, Wissenschaft sowie der Betroffenenvertretung haben gemeinsam dazu beigetragen, das Thema Demenz ganzheitlich und differenziert abzubilden.
„Demenz ist Teil unserer Gesellschaft und betrifft uns alle – als Betroffene, als Angehörige und als Gemeinschaft. Die Veränderungen, die mit einer demenziellen Erkrankung einhergehen, wirken sich auf viele Lebensbereiche aus und erfordern einen bewussten und unterstützenden Umgang im Alltag. Umso wichtiger ist es, dass wir gemeinsam Perspektiven entwickeln, um den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht zu werden und ein würdevolles Leben zu ermöglichen“, betont Gesundheitsministerin Korinna Schumann.
Zahl der Menschen mit Demenz steigt - Prävention wichtig
Aktuellen Schätzungen zufolge leben in Österreich derzeit rund 170.000 Menschen mit einer Form von Demenz – fast zwei Drittel davon sind Frauen. Bis zum Jahr 2050 könnte diese Zahl auf über 290.000 ansteigen. Die häufigste Form ist die Alzheimer-Demenz.
Doch es gibt auch Handlungsspielräume: Der neue Demenzbericht verweist auf aktuelle Erkenntnisse der Lancet-Kommission (2024), wonach bis zu 45 Prozent der weltweiten Demenzerkrankungen potenziell vermeidbar wären – vorausgesetzt, alle bekannten 14 Risikofaktoren würden konsequent reduziert. Dazu zählen unter anderem Depressionen, Hörminderungen, niedriger Bildungsgrad und soziale Isolation.
Österreichische Demenzstrategie: Vernetzung und Fortschritt
Seit 2015 vernetzt die österreichische Demenzstrategie „Gut leben mit Demenz“ zentrale Akteurinnen und Akteure im Bereich Demenz. Der aktuelle Demenzbericht liefert nun eine fundierte Grundlage, um die Strategie gezielt weiterzuentwickeln und neue Schwerpunkte zu setzen.
Der Bericht analysiert den aktuellen Stand der Umsetzung, stellt neue wissenschaftliche Erkenntnisse vor und identifiziert bestehende Lücken ebenso wie zentrale Potenziale. Im Fokus steht dabei das Ziel, Menschen mit Demenz ein möglichst selbstbestimmtes Leben und aktive Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.
Die Strategie wird auf dieser Basis konsequent weiterentwickelt – mit einem klaren Fokus auf den Ausbau von Präventions- und Unterstützungsangeboten sowie die Stärkung der wissenschaftlichen Expertise im Bereich Demenz.
Der Österreichische Demenzbericht 2025 ist hier abrufbar.
Die Website der Demenzstrategie ist unter folgendem Link erreichbar: Demenzstrategie.at - Gut leben mit Demenz - Home
Zur Pressemitteilung: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20250523_OTS0066/demenzbericht-2025-zahl-der-menschen-mit-demenz-steigt-bericht-zeigt-chancen-neue-erkenntnisse-und-massnahmen
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Demenz hat ein Geschlecht: Neues Forschungsprojekt beleuchtet Unterschiede in der Pflege bei Frauen und Männern
Frauen sind nicht nur häufiger von Demenz betroffen als Männer, sondern erleben auch andere Krankheitsverläufe und gehen anders mit der Diagnose um. Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede wirken sich direkt auf den Alltag und die Pflege aus. Hier setzt das Forschungsprojekt „ParGenDA“ an, das von der Universität Witten/Herdecke (UW/H) gemeinsam mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. Selbsthilfe Demenz (DAlzG) durchgeführt wird. Ziel ist es, den tatsächlichen Unterstützungsbedarf von Betroffenen und Pflegenden zu ermitteln. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt.
Forschung, die bei den Menschen ansetzt
Über einen Zeitraum von 18 Monaten erarbeiten Pflegewissenschaftler:innen der Universität Witten gemeinsam mit Menschen mit Demenz, pflegenden Angehörigen, deren Interessenvertretungen und Fachleuten zentrale Fragestellungen zu geschlechtsspezifischen Unterschieden, die bislang in Forschung und Versorgung wenig Beachtung fanden. Im Projektverlauf beantworten die Teilnehmenden einen Fragebogen, der Themen wie alltägliche Belastungen sowie emotionale und soziale Auswirkungen von Demenz abdeckt. Die Antworten werden mit bestehenden wissenschaftlichen Erkenntnissen verglichen. In einem abschließenden Workshop erstellen die Beteiligten eine Liste der zehn wichtigsten offenen Fragen zur gendersensiblen psychosozialen Unterstützung.
„Gendersensible Medizin als Stichwort und die Frage nach genderspezifischen Therapien sind inzwischen im Bewusstsein von Gesellschaft und Wissenschaft angekommen“, erklärt Prof. Dr. Margareta Halek von der UW/H. „Weniger klar ist der Bezug zur Pflege von Menschen mit Demenz: Es gibt Hinweise, dass Frauen häufiger depressive oder wahrnehmungsverändernde Symptome zeigen, Männer dagegen eher starke Unruhe.“
Auch die Pflege selbst stelle je nach Geschlecht unterschiedliche Anforderungen, so Halek weiter: „Meist übernehmen Frauen die Pflege von Menschen mit Demenz – als Ehefrauen, Töchter oder Schwiegertöchter. Psychosoziale Angebote sind entsprechend stärker auf Frauen ausgerichtet, während Männer als pflegende Angehörige wenig sichtbar sind. In der Pflegeforschung werden all diese Geschlechterdifferenzen bislang nicht hinreichend untersucht oder in Neuentwicklungen einbezogen. Entsprechend fehlen gendersensible Vorschläge für die Pflegepraxis.“
Agenda für Forschung und eine zielgenaue Gesundheitspolitik
Die im Projekt „ParGenDA“ erarbeiteten Forschungsfragen sollen gezielt in zukünftige Studien, Fördermaßnahmen und gesundheitspolitische Konzepte einfließen, um bestehende Versorgungslücken zu schließen. Langfristig trägt das Projekt dazu bei, geschlechtersensible Perspektiven in der Versorgung von Menschen mit Demenz stärker zu berücksichtigen – etwa durch Anpassungen in der Aus- und Weiterbildung von Gesundheitsfachkräften oder durch die Entwicklung neuer psychosozialer Unterstützungsangebote.
„Wir brauchen eine Forschung, die nah an der Lebensrealität von Betroffenen ist“, sagt Saskia Weiß, Geschäftsführerin der DAlzG. „Nur wer die richtigen Fragen stellt, kann auch die richtigen Antworten finden – und die Versorgung so optimieren, dass sie den Menschen wirklich hilft.“
Weitere Informationen: ParGenDA ist die Abkürzung für „Partnership zu geschlechtersensiblen psychosozialen Interventionen für Menschen mit Demenz und ihre pflegenden Angehörigen“. Das auf 18 Monate angelegte Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt gefördert und von der Universität Witten/Herdecke koordiniert. Projektpartner ist die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. Selbsthilfe Demenz. Eine Steuerungsgruppe aus Menschen mit Demenz, pflegenden Angehörigen, Fachkräften aus Pflege und Medizin sowie deren Interessenvertretungen begleitet den gesamten Prozess – von der Frageentwicklung bis zur Priorisierung.
Zur Pressemitteilung: https://www.uni-wh.de/demenz-hat-ein-geschlecht-neues-forschungsprojekt-beleuchtet-unterschiede-in-der-pflege-bei-frauen-und-maennern
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Deutscher Pflegerat: Pflegebudget und Personalbemessung sind unverzichtbar
In der aktuellen Diskussion rund um das Pflegebudget in der Krankenhausvergütung stehen vor allem wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund – dabei gerät laut Deutschem Pflegerat (DPR) leicht aus dem Blick, worum es im Kern geht. Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats (DPR), betont: „Das Pflegebudget schützt vor ruinösem Rationalisierungsdruck. Wer es infrage stellt, riskiert den Rückfall in alte Muster mit fatalen Folgen für die Versorgung.“
Pflege darf nicht auf Effizienz verkürzt werden
Über viele Jahre hinweg wurde die Pflege im Krankenhaus über Fallpauschalen mitfinanziert – ein System, das zwar ökonomische Effizienz förderte, zugleich aber Personalabbau begünstigte und die Qualität der Pflege gefährdete. Mit der Einführung des Pflegebudgets erfolgte eine überfällige Korrektur, die zu einem Personalaufbau beigetragen hat. Dass die Ausgaben für Pflege seither gestiegen sind, bewertet der Deutsche Pflegerat nicht als Fehlentwicklung, sondern als notwendige Konsequenz jahrzehntelanger Versäumnisse. „Faire Löhne und mehr Personal sind kein Luxus. Sie sind notwendig, um Pflegeberufe attraktiv zu machen und die Versorgung zu sichern“, so Vogler.
Kritik daran, dass mehr Geld und mehr Personal die Probleme bei der Einhaltung der Personalmindeststandards nicht vollständig gelöst hätten, lässt das Pflegebudget nicht in Frage stellen. Ursache dafür ist unter anderem der Mangel an qualifiziertem Personal auf dem Arbeitsmarkt. Weitere Gründe liegen in einer überfrachteten Krankenhauslandschaft sowie in ökonomischen Fehlanreizen. „Ein Personalaufbau bedeutet zudem nicht automatisch, dass genügend Personal und zudem mit der richtigen Qualifikation vorhanden ist, um eine stabile Versorgung zu erreichen“, so Vogler.
Produktivität ist nicht gleich Versorgungssicherheit
Der DPR kritisiert ausdrücklich die Debatte um eine vermeintliche Pflegepersonalproduktivität: „Pflege ist keine Maschine“, betont Vogler. „Die Vorstellung, mit möglichst wenig Personal möglichst viel Leistung zu erzeugen, ist kein ökonomisches Prinzip, sondern eine Fehlinterpretation von Effizienz. Sie führt nicht zu Produktivität, sondern zu Erschöpfung, Qualitätsverlust und Berufsausstieg. Das ist Pflege auf Verschleiß.“ Wissenschaftlich ist belegt, dass eine qualitativ und quantitativ angemessene Personalausstattung mit einer hohen Versorgungsqualität einhergeht. Eine Effizienzdebatte, die diese Zusammenhänge außer Acht lässt, gefährdet die Versorgungssicherheit und schadet der Profession. Dabei wird häufig übersehen, dass die Pflege einen wesentlichen Beitrag zur Aufrechterhaltung eines Krankenhauses und seiner Leistungen leistet und somit ein entscheidender Wertschöpfungsfaktor ist.
Auch die Behauptung, dass die Tarifpartner aufgrund des Pflegebudgets keinen Grund für maßvolle Tarifabschlüsse hätten, hält einer sachlichen Prüfung nicht stand. Denn wenn dem so wäre, wären die Personalkosten in der Pflege lediglich reine Durchlaufposten und könnten weder den von Ökonomen im Zusammenhang mit dem Budget kritisierten Budgetstau noch hohe Transaktionskosten verursachen.
Pflege ist keine Verfügungsmasse, die einfach von einem Standort zum anderen verschoben werden kann, wie es teilweise aus wirtschaftlichen Überlegungen suggeriert wird. Dies gilt besonders dann, wenn das vorhandene Personal am bisherigen Standort bei geringerer Leistungsdichte bereits das qualitativ und quantitativ angemessene Personal darstellt. Ebenso trifft dies zu, wenn das Personal eine andere Fachrichtung hat und durch eine Verschiebung funktionierende Teamstrukturen zerstört würden.
Reformen müssen Pflege stärken, nicht schwächen
Die Lösung liegt laut DPR daher in der Beibehaltung des Pflegebudgets. Gleichzeitig ist ein umfassender Strukturwandel erforderlich: Weniger, dafür leistungsstarke Krankenhäuser mit klar definierten Versorgungsaufträgen, eine verbindliche Personalbemessung durch PPR 2.0, ein qualifikationsgerechter Personalmix sowie eine pflegerisch geleitete Steuerung. Fehlsteuerungen, wie der Einsatz hochqualifizierter Pflegefachpersonen für fachfremde Aufgaben, sind keine Folge des Pflegebudgets, sondern Ergebnis von Managemententscheidungen. Auch die Behauptung, Hilfskräfte seien nicht refinanzierbar, ist schlicht falsch.
Gleichzeitig fordert der DPR, dass auch die ambulante Pflege und die stationäre Langzeitpflege in den Blick genommen werden. Dort gelten die gleichen Muster: Fachpersonenmangel, Unterfinanzierung, hohe Belastung. Die Einführung der Personalbemessung in der stationären Langzeitpflege (PeBeM) ist ein Meilenstein. Sie muss jedoch verbindlich umgesetzt und solide finanziert werden. „PeBeM darf kein Papiertiger bleiben. Es braucht eine Umsetzung, die die Rolle der Fachpersonen stärkt“, so Vogler.
Pflege ist in allen Versorgungsbereichen Daseinsvorsorge
Pflege muss als zentraler Bestandteil und Partner:in des Gesundheitssystems anerkannt werden – als eigenständiger Heilberuf mit hoher Verantwortung, komplexen Aufgaben, Steuerungskompetenz und Systemrelevanz. Dafür sind das Pflegekompetenzgesetz sowie eine zügige Krankenhaus- und Pflegereform mit stärkerer Vernetzung der Versorgungsbereiche erforderlich.
„Wer die Pflege schwächt, schwächt die Versorgung“, betont Vogler. „Pflege ist ein Innovations- und Leistungsfaktor. Sie ist über alle Schnittstellen hinweg das Rückgrat der Versorgung und ist ein wesentlicher Bestandteil der Daseinsvorsorge. Vertretungsstrukturen der Profession Pflege müssen gesetzlich verankert werden, um das Know-how der Pflege angemessen in das Gesundheitssystem zu integrieren.“
Zur Pressemitteilung: https://deutscher-pflegerat.de/profession-staerken/pressemitteilungen/pflegebudget-und-personalbemessung-sind-unverzichtbar
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