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Kritische Stellungnahme der DGF zur Leiharbeit in der Pflege veröffentlicht

Die Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e.V. (DGF) hat eine umfassende Stellungnahme zur Leiharbeit in der Pflege veröffentlicht, in der die vielfältigen Herausforderungen und Auswirkungen dieser Arbeitsform kritisch hinterfragt werden. Die DGF spricht sich dafür aus, Leiharbeit nicht als langfristige Lösung zu betrachten, sondern als ein ergänzendes Instrument zur Überbrückung temporärer Engpässe.

Leiharbeit, auch als Zeitarbeit oder Arbeitnehmerüberlassung bekannt, wird zunehmend in Pflegeeinrichtungen eingesetzt, um kurzfristige Personalengpässe zu decken. Dies hat jedoch erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen, die Qualität der Patientenversorgung und die Integration von Leiharbeitskräften in die Teams.

Pro-Argumente: Flexibilität und Attraktive Arbeitsbedingungen

Die DGF erkennt an, dass Leiharbeit in der Pflege gewisse Vorteile bietet. Pflegefachpersonen profitieren von höheren Gehältern und flexiblen Arbeitszeiten, was ihre berufliche Zufriedenheit und Work-Life-Balance verbessert. Leiharbeit ermöglicht zudem eine kurzfristige Überbrückung von Personalengpässen, etwa in Zeiten hoher Krankheitswellen oder bei erhöhtem Pflegebedarf. Dies kann die Patientenversorgung stabilisieren, solange die Einhaltung grundlegender Qualitätsstandards gewährleistet ist.

Kontra-Argumente: Risiken für Teamdynamik und Pflegequalität

Die DGF warnt jedoch vor den negativen Auswirkungen der Leiharbeit, insbesondere in spezialisierten Bereichen wie der Intensivpflege, Anästhesie und im Operationsdienst. Ein häufiger Wechsel von Leiharbeitnehmern beeinträchtigt die Kontinuität der Patientenversorgung und kann das Vertrauen zwischen Pflegepersonal und Patienten gefährden. Die mangelnde Integration von Leiharbeitnehmern in bestehende Teams führt oft zu Kommunikationsproblemen und einer erschwerten Zusammenarbeit, was gerade in Notfallsituationen problematisch sein kann.

Darüber hinaus verursacht die Leiharbeit hohe Kosten für die Pflegeeinrichtungen, die sich negativ auf das Gesundheitssystem auswirken können. Die DGF fordert eine kritische Überprüfung der Refinanzierung von Leiharbeit im Gesundheitssektor und plädiert für eine stärkere Ausrichtung auf nachhaltige Personalstrategien.

Forderungen der DGF

Die DGF fordert eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für festangestellte Pflegefachpersonen, um die Abwanderung in die Leiharbeit zu reduzieren. Dazu gehören faire Gehälter, flexible Arbeitszeiten und Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Zudem müssen verbindliche Qualitätsstandards und unabhängige Zertifizierungen für Leiharbeitsfirmen eingeführt werden. Leiharbeitskräfte sollten nur dann zum Einsatz kommen, wenn sie über mindestens ein Jahr fachspezifische Berufserfahrung im jeweiligen Tätigkeitsfeld verfügen.

Die DGF appelliert außerdem an eine langfristige Personalplanung, bei der Personalpools und Notfallreserven geschaffen werden, um kurzfristige Engpässe ohne den Einsatz von Leiharbeit zu bewältigen.

Leiharbeit als kurzfristiges Instrument, nicht als Lösung

Die DGF sieht in der Leiharbeit in der Pflege ein zweischneidiges Schwert. Während sie kurzfristige Flexibilität und eine schnelle Reaktion auf Personalengpässe ermöglicht, birgt sie auch Risiken für die Qualität der Patientenversorgung und die Arbeitszufriedenheit des Pflegepersonals. Insbesondere in spezialisierten Bereichen wie der Intensivpflege muss die Qualitätssicherung an erster Stelle stehen.

Hier lesen Sie die gesamte Stellungnahme der DGF: https://www.dgf-online.de/kritische-stellungnahme-der-dgf-zur-leiharbeit-in-der-pflege/

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