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Inhalte der Ausgabe 6-2023
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Pflegewissenschaft-, Ausgabe 6-2023Datenschutz im Kontext digitaler Plattformen in der Gesundheits- und PflegebrancheSaße, M. |
Saße, M.: Datenschutz im Kontext digitaler Plattformen in der Gesundheits- und Pflegebranche. Pflegewissenschaft-, 6-2023, S. 301 303, hpsmedia-Verlag, Hungen |
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CareLit-Permalink: https://app.zeitschrift-pflegewissenschaft.de/detail?doc_id=305930 |
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Fachteil | Pflegewissenschaft | Ausgabe 6-2023 | 25. Jahrgang | hpsmedia, Hungen Datenschutz im Kontext digitaler Plattformen in der Gesundheits- und Pflegebranche Martina Saße1 Digitale Plattformen tangieren zunehmende die Arbeits- und Lebenswelt von in der Pflege- und Gesundheitswirtschaft Tätigen. Neben den Veränderungen in Arbeitsprozessen, stellt sich die Frage nach Aspekten des Datenschutzes und den für die Praxis abzuleitenden Maßnahmen. Data protection in the context of digital platforms in the health an care industry Digital platforms are increasingly affecting the working an living environment of those working in the care and healthcare in- dustry. In addition to the changes in work progress, the question of aspects of data protection and the measures to be derived for practice arises. Korrespondenzadresse Martina Saße D-Ahlen / Westfalen martina.sasse@gmx.net Eingereicht am 26.07.2023 Akzeptiert am 05.12.2023 DOI: 10.3936/5058 1 Dipl. Päd., Dipl. Geront.; Doktorantin Universität Vechta und Innovations- und Digitalisierungsberaterin 301 Fachteil | Pflegewissenschaft | Ausgabe 6-2023 | 25. Jahrgang | hpsmedia, Hungen Digitale Plattformen spielen als Teil des digitalen Ökosystems1 heitsbezogenen Daten handelt es sich um sensible, personen zunehmend - sicher auch verstärkt durch äußere Faktoren wie bezogene Daten, die es vor dem Zugriff unbefugter Dritter zu die SARS-CoV-2 Pandemie - eine bedeutende Rolle in allen Wirt schützen gilt. Das ?Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz schafts- und Lebensbereichen.2 Auch im Bereich des Dienst Schleswig-Holstein? legt für das anerkannte Datenschutzgütesie leistungssektors Gesundheit und Pflege wird diese Entwicklung gel wesentliche Punkte fest.10 So müssen sich patientenbezogene konstatiert und von einer ?Uberisierung? gesprochen.3 Die fort und sonstige Daten in einer verschlüsselten Datenbank befinden. schreitende Durchflutung mit neuen technologischen Innovatio Hüber und Egbert formulieren für den Bereich Datenschutz und nen gilt als Charakteristikum einer modernisierten Gesellschaft. Datensicherheit sieben Ziele. Zu benennen sind hier Vertraulich Neue Technologien prägen als ubiquitäres Phänomen das Leben keit, Datenintegrität, Datenverfügbarkeit, Transparenz, Interve- und Handeln von Individuen und Gesellschaften dabei zuneh nierbarkeit, Nichtverkettbarkeit von Daten (ULD 2010) und Au- mend bewusst wie unbewusst.4 thentizität/ Nichtbestreitbarkeit (BSI 2013).11 Datenschutz hat den Sinn und verfolgt den Zweck, Regelungen bereitzuhalten, die Neben den Faktoren ökonomischer Wettbewerb im Pflegesek sicherstellen, dass das Recht auf informelle Selbstbestimmung tor, finanzielle Knappheitsbedingungen hervorgerufen durch die bewahrt wird, zugleich aber ein Umgang mit personenbezogenen Zugzwänge des SGB XI, einer Wissensexplosion im Pflegebereich Daten rechtmäßig erfolgen kann.12 einhergehend mit umfänglichen Regelungen von Seiten der auf sichtsführenden Behörden und entwickelten Expertenstandards, Mit in die Überlegung eingeschlossen werden muss, wie die welche eine effiziente Verarbeitung des Datenmaterials erfordern, Sicherheit der Zupflegenden durch die Unterstützung von Ange sind es vor allem die Möglichkeiten der technischen Entwicklung boten über digitale Plattformen gefördert werden kann, ohne für an sich, die ihre Integration in die Lebenswelt von Menschen mit die Pflegenden (professionell wie informell) eine Überwachungs Pflegebedürftigkeit finden können.5 So lassen sich digitale Platt atmosphäre zu schaffen. Die gewonnenen Daten müssen ihre formen zunehmend auch im Gesundheits- und Sozialsektor fin Verwendung in der Unterstützung des Pflegeprozesses finden den. Vielfältige Beispiele zeigen sich im Pflegesektor im Bereich und nicht z.B. der Leistungsbeurteilung durch den Arbeitgeber des digitalen Entlassmangements, des Wundmanagements, der (bei professionell Pflegenden) zuträglich werden.13 Generell ist Personaleinsatzplanung und der digitalen Unterstützung der die Sinnhaftigkeit und Legitimität der immer stärker zunehmen Pflegedokumentation. den Datendetektion gesundheits- und alltagsbezogener Parame ter zu reflektieren. Darüber wird häufig außer acht gelassen, dass Im Zuge der Nutzung von digitalen Plattformen werden bishe dieses quantitative Einzelwissen keinerlei Aussagekraft bezüglich rige Wertschöpfungsketten zu dynamischen und von mannig der Gesamtsituation pflegebedürftiger Menschen hat, die Lebens fachen Akteuren verwendeten Wertschöpfungsnetzwerken mit qualität aus alleiniger Detektion der Parameter nicht erhöht und einem automatisierten Austausch von Daten. Für den Gesund- in den seltensten Fällen eine unmittelbare Handlungsrelevanz ab heits- und Pflegesektor gilt die Besonderheit, dass es sich um per geleitet werden kann.14 Den eigentlichen Vermögenswert eines sonenbezogene Daten mit einem hohen Schutzniveau handelt.6 Unternehmens, aber auch einer digitalen Plattform, bilden Daten Diese Daten sind sowohl auf Seiten des Nutzenden der personen und nicht das Produkt selbst. Aus diesem Grund ist bei der Nut bezogenen Dienstleistung ?Pflege?, als auch auf Seiten des An zung von Geschäftsmodellen mit digitalen Aspekten und digitalen bietenden, etwa des ambulanten Dienstes, des Pflegeheimes, der Plattformen zu bedenken, dass aus Wettbewerbsgründen die Ho Beratungsstelle oder der Pflegekasse in Form von Prozessdaten heit über eigene Daten nicht aufgegeben werden darf.15 oder ?Produktionsdaten? zu benennen.7 Ausschlaggebend für die Effizienz von digitalen Plattformen sind vernetzte Systemstruk Neben den Gedanken zum Datenschutz, ist auch der Aspekt der turen, welche diese sensiblen Daten verarbeiten und vernetzen. rechtlichen Absicherung von Pflegehandlungen im Rahmen des Die Ausweitung des Leistungsspektrums von digitalen Plattfor PflBG aus dem Jahr 2017 zu betrachten. Hier wurden erstmals men, die sensible Rolle des Datenschutzes und die Nutzung der eine Grundlage einer professionellen Handlungsautonomie von gesammelten Daten für die Zwecke und Intentionen der Platt Teilbereichen beruflicher Pflegearbeit herausgestellt.16 Bereits bei formbetreiber sind zentrale Aspekte der Datenschutzdiskussion der Entwicklung von Angeboten in Form von digitalen Plattformen im Bereich E- Health8 ist die Sicherheit, wie der Schutz vor unerlaubten Zugriff und ex ternen Angriffen oder die Gewährleistung einer unterbrechungs Die beschriebene Problematik der Verwaltung von personen freien Erbringung der Leistung, ein Aspekt der Gesamtlösung und bezogenen Gesundheits- und Pflegeinformationen in einem ver kein Hintergrundthema.17 Der Bereich der IT- Sicherheit wird nur netzten System erfordert intensive Maßnahmen im Bereich des im Design des Gesamtsystems realisierbar sein und dabei auch Datenschutzes und ein hohes Sicherheitsniveau der gesamten neue Lösungsansätze als in herkömmlichen Systemen entwickeln Dokumentations- und Kommunikationsumgebung.9 Bei gesund müssen. Zu bedenken ist hierbei, dass bedingt durch die Vernet zung der einzelnen Involvierten (bspw. pflegebedürftige Person, 1 Die Trias digitale Plattformen, digitales Ökosystem und Plattformökonomie bauen aufeinander auf. Digitale Plattformen stellen den Verknüpfungsort für die Interak 10 Vgl. www.datenschutzzentrum.de/guetesiegel Beispielhaft hierfür ist die Chro- tion dar. Das digitale Ökosystem basiert auf digitalen Plattformen und schließt alle nic Care Application (CCA) des Pharmakonzerns AstraZeneca. Die entsprechenden Involvierten des Plattformumfeldes mit ein. Die Plattformökonomie beschreibt einen patientenidentifizierenden und medizinischen Informationen werden mit patienten zukünftigen, branchenübergreifenden Wandel der Wirtschaftszweige hin zu digitalen bezogenen Zufallszahlen zusätzlich symmetrisch verschlüsselt. Durch dieses Ver Ökosystemen. Vgl. Drewel (2021), S. 15. schlüsselungssystem ist es Unbefugten nicht möglich an die sensiblen Patientendaten 2 Vgl. Hübner (2022), S.79. zu gelangen. Zusätzlich ist der CCA Application Server für die Verwendung von SSL 3 Vgl. Otto (2017), S. 2. (Verschlüsselungstechnologie) vorkonfiguriert, so dass eine zertifikatsbasierte Client Authentifizierung möglich ist (Vgl. Heydenreich u.a. (2017), S. 86f. 4 Vgl. Hülsken-Giesler (2021), S. 299. Vgl. Hübner (2022), S.79. 11 Vgl. Hübner; Egbert (2017), S. 219. 5 Vgl. Hielscher u.a. (2015) (b), S 6. Vgl. Hübner (2022), S. 80. 12 Vgl. weiter Leupold u.a. (2016), S. 64. 6 Vgl. Leupold u.a. (2016), S. 62. 13 Vgl. Köster-Steinbach, I.; Weigang, M. (2019), S. 21. Vgl. weiter Leupold u.a. (2016), 7 Peschke erarbeitet diese Teilung als Aspekt der Industrie 4.0. Im Bezug auf per S. 48. sonenbezogene Dienstleistung meint ?Produktionsdaten? wesentliche Elemente der Strukturqualität wie beispielsweise Mitarbeitereinsatz und Wareneinsatz. Vgl. Pechke; 14 Elsbernd u.a. (2015), S. 73. Eckhardt (2019). Vgl. Hübner (2022), S.80. 15 Vgl. Pflaum; Schulz (2019), S. 18. 8 Vgl. Röper; Schröder (2020), S. 573. Vgl. Leupold u.a. (2016), S. 62. 16 Vgl. Hülsken-Giesler (2018), S. 128. 9 Heydenreich u.a. (2017), S. 86. Vgl. weiter Leupold u.a. (2016), S. 62. 17 Vgl. Peschke (2019). 302 Fachteil | Pflegewissenschaft | Ausgabe 6-2023 | 25. Jahrgang | hpsmedia, Hungen Anbieter, Plattformbetreiber, Dienstleister, Pflegekasse usw.) die Literatur Sicherheit des gesamten IT-Systems von dem am wenigsten gesi ? Brückner, A.; Herweck, R. (2021): Digitalisierung aus Sicht der Pflegebedürf cherten Partner abhängig ist.18 In einem derartigen Zusammenar tigen und pflegenden Angehörigen. In: ARCHIV für Wissenschaft und Praxis beitsmodell ist ein gegenseitiges Vertrauen unabdingbar und neue der Sozialen Arbeit. 1/2021. Lambertus Verlag, Freiburg. Seite 52-59. Konzepte, Architekturen und Standards im Bereich der IT-Sicher- ? Elsbernd, A.; Leymeyer, S.; Schilling, U. (2015): Zur Diskussion. Pflege und heit sollten dabei helfen, eine Vertrauensbasis zu schaffen.19 In Technik- Herausforderungen an ein interdisziplinäres Forschungsfeld. In: Pfle Anbetracht der Dominanz globaler Technikkonzerne wird für eine, ge & Gesellschaft. 1/2015. Beltz, Weinheim. Seite 67-76. möglichst auf europäischer Ebene angelegte, Standardisierung ? Heydenreich, F.; Guthoff-Hagen, S.; Tonagel, B. (2017): CCA-E-Health- An von Nutzeroberflächen, verbunden mit einem Gütesiegel welches wendung zur übergreifenden Versorgung multimorbider Patienten. In: Dues auf entsprechende Qualitätsmerkmale wie Datenschutz, Daten berg, F. (Hrsg.) (2017): e-Health 2017. Informations- und Kommunikations sicherheit und Nutzerfreundlichkeit geworben.20 technologien im Gesundheitswesen. Medical future Verlag, Solingen. Seite 82-87. Von der Europäischen Union und dem Bundesministerium für ? Hübner, U.; Egbert, N. (2017): Telepflege. In: Bechtel, P.; Smerdka-Arhelger, Arbeit und Soziales geförderte Projekte, wie beispielsweise das I.; Lipp, K. (Hrsg.) (2017): Pflege im Wandel gestalten- Eine Führungsaufgabe. Projekt ?Zukunftszentren Pulsnetz.de MuTiG? leisten in diesem 2. Auflage. Springer, Berlin. Seite 211-224. Kontext einen Beitrag zur fundierten Informationsvermittlung in ? Hülsken-Giesler, M.; Daxberger, S. (2018): Robotik in der Pflege aus pfle Bezug auf digitale Anwendungen im Pflegesektor. Auf Grundlage gewissenschaftlicher Perspektive. In: Bendel, O. (Hrsg.) (2018): Pflegeroboter. dieser Wissensbasis erscheint eine fundierte Entscheidungsfin Springer, Wiesbaden. Seite 125-140. dung für Anbietende von Pflegeleistungen sowie in der Pflege ? Köster-Steinebach, I.; Weigand, M. (2019): Digitalisierung und Patientensi brache tätigen Personen in Bezug auf die Implementierung und cherheit in der Pflege: Schwerpunkt Krankenhaus. In: Elmer, A.; Matusiewicz, Anwendung digitaler Plattformen möglich. D. (Hrsg) (2019): Die Digitale Transformation der Pflege. Medizinisch Wissen schaftliche Verlagsgesellschaft. Seite 21-36 ? Leupold, A.; Glossner, S.; Peintinger, S. (2016): eHealth: Rechtliche Rahmen bedingungen, Datenschutz und Datensicherheit. In: Fischer, F.; Krämer, A. (Hrsg.) (2016): eHealth in Deutschland. Anforderungen und Potenziale innova tiver Versorgungsstrukturen. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg. Seite 47-82. ? Peschke, F.; Eckhardt, C. (2019): Flexible Produktion durch Digitalisierung. Entwicklung von Use Cases. Hanser Verlag, München. ? Pflaum, A.; Schulz, E. (2019): Auf dem Weg zum digitalen Geschäftsmodell: ?Tour de Force? von der Vision des digitalisierten Unternehmens zum disrupti- ven Potenzial digitaler Plattformen. In: Meinhardt, S.; Pflaum, A. (Hrsg.) (2019): Digitale Geschäftsmodelle- Band 1. Springer Verlag, Wiesbaden. Seite 3-23. ? Röper, C.; Schröder, J. (2020): Digitale Plattformen in der Pflege. In: NDV Zeitschrift Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. 12/2020. Berlin. Seite 568-573. 18 Vgl. Peschke (2019). 19 Peschke (2019), S. 104. 20 Vgl, Brückner; Herweck (2021), S. 55. 303 |
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Pflegewissenschaft-, Ausgabe 6-2023Interprofessionelle Zusammenarbeit im deutschen und französischen Gesundheitssystem: Medizin und Pflege in ambulanten Versorgungsstrukturen.Ertel, M.; Fleischmann, N. |
Ertel, M.; Fleischmann, N.: Interprofessionelle Zusammenarbeit im deutschen und französischen Gesundheitssystem: Medizin und Pflege in ambulanten Versorgungsstrukturen.. Pflegewissenschaft-, 6-2023, S. 292 bis 300, hpsmedia-Verlag, Hungen |
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CareLit-Permalink: https://app.zeitschrift-pflegewissenschaft.de/detail?doc_id=305929 |
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Fachteil | Pflegewissenschaft | Ausgabe 6-2023 | 25. Jahrgang | hpsmedia, Hungen Interprofessionelle Zusammenarbeit im deutschen und französischen Gesundheitssystem Medizin und Pflege in ambulanten Versorgungsstrukturen Mascha Ertel1, Nina Fleischmann2 Interprofessionelle Zusammenarbeit wird als Lösung für Herausforderungen im Gesundheitswesen diskutiert. Dieser Beitrag geht mittels einer strukturierten Literaturrecherche der Frage nach, wie sich die interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Pflege und Medizin in ambulanten Versorgungsstrukturen Deutschlands und Frankreichs gestaltet. Verschiedene Kommunika tionsmittel und -wege, Schwierigkeiten in der und Gründe zur Kontaktaufnahme zwischen Professionen, Zufriedenheit sowie Delegation bzw. Substitution ärztlicher Tätigkeiten werden diskutiert. Es bedarf umfassender Reformen: eine rechtssichere Kom petenzverteilung, Subventionierung interprofessioneller Leistungen und der Ausbau digitaler Infrastruktur. Interprofessional collaboration in the German and French Health Care Systems Medicine and Nursing in Ambulatory Care Interprofessional collaboration is being discussed as a solution to challenges in health care. By means of a structured literature review, this article examines the question of how collaboration takes place between nursing and medicine in outpatient care in Germany and France. Different means and ways of communication, difficulties in and reasons for contact between professions, satisfaction as well as delegation or substitution of medical activities are being discussed. Reforms are needed, such as a legally secure distribution of competencies, subsidization of interprofessional services and the expansion of digital infrastructure. Korrespondenzadresse Mascha Ertel Hochschule Hannover Fakultät V - Diakonie, Gesundheit und Soziales Blumhardtstr. 2 D-30625 Hannover mascha.ertel@freenet.de Eingereicht am 20.07.2023 Akzeptiert am 05.12.2023 DOI: 10.3936/5057 1 B.A.; Hochschule Hannover, Fakultät V - Diakonie, Gesundheit und Soziales, Abteilung Pflege und Gesundheit 2 Prof. Dr.; Hochschule Hannover, Fakultät V - Diakonie, Gesundheit und Soziales, Abteilung Pflege und Gesundheit 292 Fachteil | Pflegewissenschaft | Ausgabe 6-2023 | 25. Jahrgang | hpsmedia, Hungen Einleitung gende mit akademischen Bachelor- oder Masterabschlüssen sind in Deutschland selten. Vereinzelt lassen sich Masterabsolvent_in- Interprofessionelle Zusammenarbeit gewinnt an Bedeutung. nen als Advanced Nurse Practitioners (ANP) oder Community Hier ist damit die Zusammenarbeit von mindestens zwei Gesund Health Nurses in der ambulanten Primärversorgung finden. Für heitsprofessionen gemeint, die in abgestimmter Weise Patient_in- einen flächendeckenden Einsatz ist die Akademisierungsrate zu nen betreuen. Ziel ist die Verbesserung der Versorgungsqualität gering (Pflegekammer Niedersachsen, 2018). (Ewers & Schaeffer, 2019). International wird interprofessionelle Zusammenarbeit als Schlüsselstrategie zur Bewältigung zukünf In Frankreich wird der Pflegeberuf seit 2019 nicht mehr an tiger Herausforderungen diskutiert (Schmid et al., 2020; World ?ecoles infirmiers?, sondern an Hochschulen ausgebildet. Es gibt Health Organization, 2010). ein politisches Bestreben, ANP auf Masterniveau zu qualifizieren Das deutsche wie auch das französische Gesundheitssystem und diese unter bestimmten Bedingungen auch zur eigenverant stehen der Zunahme chronischer Erkrankungen, alternden Bevöl wortlichen Ausübung von Heilkunde zu ermächtigen (Ministere kerungen und steigendem Bedarf an medizinischer und pflegeri des Solidarites et de la Sante, 2018b). Pflegende sind teils in frei scher Versorgung bei bestehendem Fachkräftemangel gegenüber beruflicher Tätigkeit mit eigener Praxis vorzufinden, teils in ambu (Direction de la Recherche, des Etudes, de l?Evaluation et des Sta- lanten Pflegediensten, die primär die Häuslichkeit von Patient_in- tistiques, 2017; Robert Koch-Institut [RKI], 2015). Dies führt in nen aufsuchen (Favreliere, 2011; Ministere des Solidarites et de beiden Ländern bereits zu Ambulantisierung und zu Versorgungs la Sante [MSS], 2018a). Es finden sich auch Praxisgemeinschaften engpässen, vor allem in ländlichen und strukturschwachen Regio und an mono- oder multiprofessionelle Gesundheitszentren an nen (RKI, 2015; Sicart, 2009). gegliederte Praxen (MSS, 2018a). Beide Länder diskutieren in ähnlich strukturierten Gesundheits systemen vergleichbare Fragen und Lösungsansätze, wobei sich Mediziner_innen sind in Deutschland wie in Frankreich nach diese hinsichtlich der Umsetzung unterscheiden. dem Medizinstudium und der fachärztlichen Ausbildung im am bulanten Sektor in eigener Niederlassung als selbstständige Haus oder Fachärzt_innen oder in Medizinischen Versorgungszentren im Angestelltenverhältnis tätig (MSS, 2018a; RKI, 2015). Hintergrund und Zielsetzung Der sozialversicherungsrechtliche Grundsatz ?ambulant vor sta In Frankreich wie in Deutschland macht die Transformation der tionär? führt in Deutschland wie in Frankreich zu einer Verlage Arbeitswelt auch vor dem Gesundheitswesen nicht Halt. Die klas rung zunehmend komplexer Behandlungspfade und Fallsituatio sische Selbstständigkeit der ärztlichen Profession sowie die Rolle nen in die ambulanten Versorgungsstrukturen. der von anderen Gesundheitsprofessionen isoliert tätigen Medizi- ner_innen in einer Einzelpraxis liegen nicht mehr im Trend. Bevor Im Jahr 2019 waren in Deutschland 422.000 dreijährig ausge zugt wird heute aus Gründen der finanziellen Sicherheit, Vorteilen bildete Pflegende sowie Pflegehilfskräfte in den ambulanten Ver hinsichtlich der Work-Life-Balance sowie eines neuen Mindsets sorgungsstrukturen tätig. Beschäftigt in 15.400 ambulanten Pfle für kollegialen Austausch die Ausübung des Berufs in Gemein gediensten betreuten sie ca. 1,1 Millionen Patient_innen. Darüber schaftspraxen sowie im Angestelltenverhältnis innerhalb größe hinaus finden sich Angehörige pflegerischer Berufe mit Tätigkeit rer Versorgungszentren (MSS, 2018a, 2018b; RKI, 2015). Analog in Pflegestützpunkten und Beratungsstellen (Panjas, 2021). Pfle dazu gibt es im professionell pflegerischen Kontext, wenn über Logikebene MeSH Operator MeSH-Term dt. frz. engl. I #1 OR interprofessionelle relations interprofessional interprofessionelle MeSH Beziehungen interprofessionnelles relations Zusammenarbeit zwischen Arzt-Pflegepersonal relations physician-nurse relations Ärzt_innen & Pflegenden Beziehungen medecin-infirmier Krankenbehandlungsteam equipe de soins interdisciplinary equipe; health team; interprofessionnelle patient care team interdisziplinäre communication interdisciplinary Kommunikation interdisciplinaire communication intersektorale collaboration intersectoral Zusammenarbeit intersectionnelle collaboration Austausch von echange d?informations health information Gesundheitsinformationen de sante exchange II #2 OR ambulante Behandlung soins ambulatoire ambulatory care ambulante MeSH ambulante etablissements de ambulatory care facilities Versorgungsstrukturen Versorgungseinrichtungen soins ambulatoires III #3 OR Frankreich France France Deutschland & Frankreich MeSH Deutschland Allemagne Germany I+II+III #4 AND #1 AND #2 AND #3 MeSH Tabelle 1: MeSH-Suchschema 293 Fachteil | Pflegewissenschaft | Ausgabe 6-2023 | 25. Jahrgang | hpsmedia, Hungen haupt, nur sehr wenige einzelne Selbstständige. Mit Ausnahme Teil politischer Diskussionen ist auch die Neuverteilung von vor der Gründung eines ambulanten Pflegedienstes, handelt es sich behaltlichen Aufgaben und Fachexpertise zwischen Gesundheits um einen im Angestelltenverhältnis ausgeübten Beruf. professionen (BMG, 2020; MSS, 2018a). Während in Deutschland vor allem dreijährig ausgebildete Pflegende arbeiten und akade Verantwortliche beider Länder suchen Antworten auf die Be- misch Qualifizierte nur vereinzelt zu finden sind, wird Pflege in darfe, die die Gesellschaft an zukünftige Gesundheitsversorgung Frankreich seit 2019 mit dem Ziel, Pflegende auf Masterniveau stellt. Diskutiert werden unter anderem der Ausbau digitaler zur eigenständigen Ausübung von Heilkunde zu ermächtigen, an Strukturen, welche datenschutzrechtlich konformen Austausch Hochschulen ausgebildet (MSS, 2018b). von Daten zwischen Leistungserbringenden ermöglichen (Assu- rance Maladie, Ministere des Solidarites et de la Sante, & Securite Mit der Gesundheitsreform ?Ma Sante? setzte Frankreich 2018 sociale Agricole, 2021a; Gematik, 2022), sowie die Neuverteilung bis 2022 eine umfassende Reform zur Verbesserung der Versor vorbehaltlicher Aufgaben und Fachexpertise zwischen Gesund gungsqualität um. Zentrale Elemente waren die bessere Koordi heitsprofessionen (Bundesministerium für Gesundheit [BMG], nation pflegerischer und ärztlicher Versorgung sowie optimierte 2020; MSS, 2018a). Mit der elektronischen Patientenakte (ePA), Behandlungspfade, gepaart mit interprofessioneller Zusammen in der alle Patient_innendaten zentral mit patient_innengesteuer- arbeit (MSS, 2018a). Auch in Deutschland werden neue Versor ten Zugriffsrechten für die Gesundheitsprofessionen gespeichert gungsformen in Modellprojekten getestet und die interprofessio werden, wird in Deutschland derzeit ein Großprojekt zur Digi nelle Zusammenarbeit gewinnt an Bedeutung. talisierung des Gesundheitswesens umgesetzt (Gematik, 2022). Derzeit wird die ePA noch von weniger als 1 % der Patient_innen Ziel dieses Beitrags ist es, den aktuellen Stand der interprofes genutzt (BMG, 2023). Ihr französisches Äquivalent ?Mon Espace sionellen Zusammenarbeit zwischen Pflegenden und Ärzt_innen Sante? wurde hingegen 2022 abschließend und mit ca. 65 Mil im ambulanten Sektor in Deutschland und Frankreich darzustel lionen Nutzenden flächendeckend implementiert (MSS, 2018a; len und zu vergleichen. Gezeigt wird, inwieweit Zusammenarbeit Ghariani & Beaufret, 2022). existiert, unter welchen Rahmenbedingungen sie stattfindet und wie sie sich ausgestaltet. Identifikation möglicher Literaturquellen Datenbanken und Internet Fachzeitschriften PubMed Bielefeld Academic Search Engine International Journal of Health Professions Litterature Scientifique en Sante Journal of Research in Interprofessional LIVIVO Practice and Education Cochrane Library Health, Interprofessional Catalogue du Systeme Universitaire theses.fr Practice & Education de Documentation google scholar Journal of Interprofessional Care (SUDOC) Banque des Donnees en Sante Publique Zeitschrift für Allgemeinmedizin MeSH-Browser verfügbar MeSH-Suchschema nicht möglich Suchbegriffe zur Identifikation geeigneter MeSH-Terms: interprofessional, interdisciplinary, collaboration, cooperation, physician, nurse, care, team, Suchbegriffe: interprofessionelle Suchbegriff: exchange, ambulatory, France, Germany Zusammenarbeit, ambulant, collaboration interprof* interprofessionelle, ambulatoire MeSH-Suchschema (siehe Tab. 1) Einschluss: Volltext verfügbar, Veröffentlichung innerhalb der letzten 20 Jahre Ausschluss: Literatur älter 20 Jahre, Doppelungen, unpassend zur Fragestellung (stationäres Setting, falsche Nationen oder Berufsgruppen) Prüfung von Titel, Abstract, Inhaltsverzeichnis auf Relevanz durch Erstautorin Volltextprüfung durch Erstautorin Tabelle 2: Suchstrategie 294 Fachteil | Pflegewissenschaft | Ausgabe 6-2023 | 25. Jahrgang | hpsmedia, Hungen Methoden Übersicht der hier relevanten Kooperationsformen ist in Tabelle 3 dargestellt. Die bisherigen Entwicklungen innovativer Ideen Um die Fragestellung zu beantworten, wurde vom 23.04. bis scheinen unterschiedlich ausgeprägt. In Deutschland finden sich zum 23.05.2022 eine strukturierte Literaturrecherche in drei z. B. Netzwerke mit bestimmten Versorgungsschwerpunkten, in Datenbanken durchgeführt. Da die Ergebnisse die interprofes denen neben ambulanten Pflegediensten und Hausärzt_innen sionelle Zusammenarbeit zwischen ärztlichen und pflegerischen auch andere Berufsgruppen aus der stationären Akutversorgung Berufsangehörigen im Kontext ambulanter Versorgungsstrukturen in aktiv sind (Kuhlen et al., 2009). Strukturell ähneln diese Netz den Ländern Deutschland und Frankreich aufzeigen sollten, wur werke den Poles de Sante aus Frankreich. Hierbei handelt es sich den im MeSH-Browser 2022 in der Datenbank PubMed englisch-, um Zusammenschlüsse einzelner Gesundheitsfachkräfte, die ge französisch- und deutschsprachige MeSH-Terms ausgewählt und meinsam an Programmen zur Gesundheitsförderung und Präven verknüpft (Tab. 1). In sechs weiteren Datenbanken und fünf Fach tion arbeiten. In Frankreich finden sich zudem noch ?Centres de zeitschriften ließ sich keine Recherche mit MeSH umsetzen, hier Sante?, welche, da meist monoprofessionell organisiert, den deut erfolgte eine Anpassung der Eingaben (Tab. 2). Alle Treffer wurden schen Medizinischen Versorgungszentren ähnlich sind (Favreliere, von der Erstautorin anhand von Titel, Abstract bzw. Inhaltsver 2011; § 95 Abs. 1 Sozialgesetzbuch (SGB) V). zeichnis auf Vorliegen der Ein- und Ausschlusskriterien (Tab. 2) Im Rahmen von Modellprojekten gibt es in Deutschland einzelne geprüft und einer Volltextprüfung unterzogen. Kooperationen mit Pflegenden in Hausarztpraxen (Zimmermann et al., 2015). Eine neue Art der Zusammenarbeit können zudem die interprofessionellen PORT-Gesundheitszentren - patienten orientierte Zentren zur Primär- und Langzeitversorgung - darstel Ergebnisse len, welche als Antwort auf zukünftige Versorgungsanforderungen Die Publikationen offenbaren eine geringe Umsetzung von und erprobt werden (Schmid et al., 2020). Sie gleichen von der Grund stark fragmentiertes Wissen zur interprofessionellen Zusammen idee den ?Maisons de Sante Pluriprofessionnelles? (MSP) aus arbeit in den ambulanten Versorgungsstrukturen beider Länder. Frankreich, die dort seit 2007 politisch gefordert und ausgebaut Es lassen sich verschiedene Aspekte von interprofessioneller Zu werden. MSPs bestehen aus mindestens zwei hausärztlich tätigen sammenarbeit identifizieren: Rechtliche Kooperationsformen, Mediziner_innen sowie einer weiteren Gesundheitsprofession. Finanzierung, Kommunikation, wirtschaftliche und fachliche Ab In Frankreich gibt es für in MSPs arbeitende Personen seit 2011 hängigkeiten sowie Versorgungsqualität und die Zufriedenheit die Möglichkeit, sich zu einer ?Societe Interprofessionnelle de der Beteiligten. Soins Ambulatoires? (SISA; deutsch wörtlich: Interprofessionelle Gesellschaft für ambulante Versorgung) zusammenzuschließen. Rechtliche Kooperationsformen Der Zusammenschluss zu einer rechtlichen Gesellschaft bietet Es zeigen sich verschiedene Formen rechtlicher Zusammen den MSPs einen Rahmen zur Abrechnung interprofessionel schlüsse von Gesundheitsprofessionen in beiden Ländern. Eine ler Leistungen. Seit 2017 haben SISAs zudem die Möglichkeit, Deutschland Frankreich Multiprofessionelle Gesundheitszentren Maisons de Sante Pluriprofessionnelles dt.: interprofessionelle Gesundheitshäuser ? multiprofessionelle Gesundheitszentren mit ? Zentren mit mind. zwei hausärztlich tätigen Mediziner_innen Angehörigen verschiedener Gesundheitsprofessionen, und mind. einer nicht-ärztlichen Gesundheitsprofession derzeit werden Ausgestaltungsmöglichkeiten in ? Berufsausübung in Selbständigkeit verschiedenen Modellprojekten erprobt, bspw. PORT ? seit 2007 gesetzlich geregelt (Code de Gesundheitszentren der Robert-Bosch-Stiftung la Sante Publique Art. L6323-3) ? bisher keine rechtliche Struktur vorhanden ? seit 2011 Abrechnungsmöglichkeit für interprofessionelle Leistungen als Societe Interprofessionnelle de Soins Ambulatoires ? seit 2017 Versorgungsverträge zwischen SISAs und Krankenversicherungen möglich Medizinische Versorgungszentren Centres de Sante (MVZ) dt.: Gesundheitszentren ? mono- oder multiprofessionell ? mono- oder multiprofessionell ? ärztliche Leitung ? geschäftsführende Dritte ? Tätigkeit in Selbständigkeit oder im Angestelltenverhältnis ? Tätigkeit im Angestelltenverhältnis ? mind. zwei Mediziner_innen unterschiedlicher Fachdisziplin ? verpflichtendes gemeinsames Projekt, an dem alle im ? seit 2004 gesetzlich geregelt (§95 Abs. 1 SGB V) Zentrum Beschäftigten abgestimmt zusammenarbeiten ? seit 2002 gesetzlich geregelt (Code de la Sante Publique Art. L6323-1) Versorgungsnetzwerke Pöles de Sante dt.: Gesundheitspole ? Zusammenschluss von ärztlichen und ? Zusammenschluss einzelner Gesundheitsfachkräfte nichtärztlichen Leistungserbringenden aus ? Entwicklung gemeinsamer Programme zur ambulantem und stationärem Sektor Gesundheitsförderung und Prävention ? prozessorientierte, koordinierte Patient_innenversorgung ? seit 2009 gesetzlich geregelt (Code de la Sante Publique Art. L6323-4) Tabelle 3: Rechtliche Kooperationsformen im Ländervergleich - eigene Darstellung nach Favreliere, 2011; Ministere des Solidarites et de la Sante, 2022; Ramond-Roquin et al., 2020; Schmid et al., 2020 295 Fachteil | Pflegewissenschaft | Ausgabe 6-2023 | 25. Jahrgang | hpsmedia, Hungen interprofessionelle Versorgungsverträge - sogenannte ?accords Van den Bussche et al., 2013). In der französischen Literatur conventionnels interprofessionnels? (ACI) - mit Krankenver werden für die gemeinsam genutzte Dokumentation in den MSPs sicherungen abzuschließen (MSS, 2022; Ramond-Roquin et al., umständlicher Zugriff, Notwendigkeit der Doppeldokumentation 2020). Diese beinhalten seitens des MSP die Verpflichtung, eine in mehreren Softwareprogrammen und Bedenken hinsichtlich bestimmte Anzahl an interprofessionellen Leistungen anzubieten, der Privatsphäre von Patient_innen angeführt, deren Daten nicht z. B. mindestens sechs interprofessionelle Fallbesprechungen pro mehr allein für die Ärzt_in, sondern für alle Leistungserbringenden Jahr und ihren Nutzen für mindestens 5 % der Patient_innen ge einsehbar sind (Fournier et al., 2014). genüber der Versicherung nachzuweisen. Im Gegenzug kann die Dort, wo systematisch interprofessionelle Zusammenarbeit SISA Zuschüsse von bis zu 76.000 ? pro Jahr als Vergütung für stattfindet, wie in den französischen MSPs oder in deutschen Pal ihre interprofessionelle Arbeit erhalten. Die SISA soll als rechtli liativnetzwerken, tauschen sich Gesundheitsprofessionen in re cher Rahmen den Ausbau von MSPs fördern, hat aber aufgrund gelmäßigen Fallbesprechungen aus (Kuhlen et al., 2009; Ramond- ihrer rechtlichen Komplexität auf der Umsetzungsebene für die Roquin et al., 2020). Leistungserbringenden auch abschreckenden Charakter (Fournier Als weitere Kommunikationsmittel werden in deutscher und et al., 2014; MSS, 2022; Ramond-Roquin et al., 2020). französischer Literatur das direkte Gespräch, telefonischer Kon takt, handschriftliche Benachrichtigungen in der Dokumentation Finanzierung, Ressource Zeit und ökonomische Faktoren sowie die ärztliche Verordnung aufgeführt (Binart Ecale, 2012; Zur Finanzierung von interprofessioneller Zusammenarbeit fin Erdmann & Götz, 2022; Favreliere, 2011; Gisch, 2018; Van den den sich in deutscher (Erdmann & Götz, 2022; Van den Bussche Bussche et al., 2013). In der deutschen Literatur finden sich zu et al., 2013) und französischer (Favreliere, 2011) Literatur Forde dem Informationsübermittlungen via Fax (Van den Bussche et al., rungen nach angemessener Vergütung. Ein monetärer Anreiz wird 2013). In der französischsprachigen werden Patient_innen als Bo als Voraussetzung diskutiert, damit Akteure die notwendigen zeit tinnen und Boten von Nachrichten genannt (Binart Ecale, 2012). lichen Ressourcen zur Verfügung stellen (Baumgardt et al., 2014; Eine besondere Hürde scheint auf Seiten der deutschen Pfle Favreliere, 2011). Aus Sicht der Kostentragenden gilt es zu klären, genden die Kontaktaufnahme zu Hausärzt_innnen außerhalb der wie hoch der zeitliche Aufwand ist und welche ökonomischen Sprechzeiten zu sein (Gnass et al., 2018). Vorteile, z. B. die Vermeidung eines Hausbesuchs, die Zusammen Gründe für gegenseitige Kontaktaufnahme sind in Deutschland arbeit bieten kann (Erdmann & Götz, 2022). vielfältig. Sie reichen von fehlender Anordnung von Bedarfsmedi In Frankreich können Pflegende in Selbstständigkeit entstande kation (Osterbrink et al., 2013) über Probleme in der Versorgung ne Kosten für Hausbesuche und Fahrtkosten geltend machen. Da bis hin zu Änderungen in der Versorgungsform. Die Kontakt Pflegebedürftigkeit oft mit eingeschränkter Mobilität einher geht, aufnahme erfolgt in der Regel eigeninitiativ und anlassbezogen. suchen nur wenige Patient_innen die Pflegenden in deren Räum Pflegende sehen häufiger Anlass zur Kontaktaufnahme, während lichkeiten auf. Aufgrund zahlreicher Hausbesuche und geringer Hausärzt_innen mit der Kommunikation zufriedener sind (Van den Anwesenheit im MSP ist das Unterhalten von Räumlichkeiten Bussche et al., 2013). Standardisierte Kommunikationswege und oft nicht rentabel. Hinzu kommt, dass eine verminderte Präsenz verbindliche Formen der Zusammenarbeit scheint es flächende der Berufsgruppen mit geringerem Austausch und seltenerer Ge ckend nicht zu geben, obwohl ein Bedarf dahingehend wahrge legenheit zur Zusammenarbeit einhergeht (Fournier et al., 2014). nommen wird (Gisch, 2018; Gnass et al., 2018). Nachdem in einem Erprobungszeitraum von 2009 bis 2013 der Aufwand für interprofessionelle Fallbesprechungen und andere Abhängigkeit der Pflege und neue Rollenbilder Koordinationsleistungen mit einer Pauschale entschädigt wurde, In der Literatur beider Länder werden die Abhängigkeit der konnte ein Zuwachs des Interesses an der Zusammenarbeit von Pflege von der Medizin sowie hierarchische Strukturen und Pflegenden wie Ärzt_innen verzeichnet werden (Favreliere, 2011; standesrechtliche Bedenken als Hürde für interprofessionelle Mousques & Bourgueil, 2014). Zusammenarbeit identifiziert. Pflegende haben im Vergleich zu Seit 2017 wird in Frankreich auf vertraglicher Grundlage (ACI) anderen Gesundheitsprofessionen einen geringeren Autonomie interprofessionelle Zusammenarbeit regelhaft vergütet. Obgleich grad, sie sind oftmals auf ärztliche Anordnung und Verordnung so bereits ein Zuwachs von ca. 10 % an Patient_innen pro Ärzt_in von Leistungen tätig. Ihre eigenen Handlungsspielräume sind beobachtet wurde, dient die finanzielle Unterstützung primär als dadurch begrenzt (Fournier et al., 2014). Die Assistenztätigkeit Fördermittel für den Transformationsprozess hin zu interprofes als ein Aufgabenbereich Pflegender macht diese fachlich und sioneller Zusammenarbeit, von der langfristig ökonomische Vor wirtschaftlich abhängig von Mediziner_innen und fördert Hierar teile erwartet werden (Mousques & Bourgueil, 2014). chien (Baumgardt et al., 2014; Fournier et al., 2014; Gnass et al., 2018; Osterbrink et al., 2013; Van den Bussche et al., 2013). Teil Kommunikation dieses Problems sind auch das anteilige Absprechen der fachli Die Bedeutung von Kommunikation wird in der Literatur beider chen Expertise durch Angehörige der jeweils anderen Berufs Länder stark hervorgehoben. Fokussiert werden Kommunika gruppe (Favreliere, 2011; Gisch, 2018; Gnass et al., 2018; Van tionsmittel und -wege, Hürden in und Gründe zur Kontaktaufnah den Bussche et al., 2013) sowie die nicht eindeutige Abgrenzung me mit anderen Gesundheitsprofessionen sowie die Zufrieden von Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten in Bezug auf be heit mit der Kommunikation. handlungspflegerische Tätigkeiten (Becka et al., 2014; Favreliere, Ein wichtiger Punkt ist der Zugriff auf ein gemeinsames Doku 2011; Gisch, 2018). Daraus resultiert in Frankreich, dass selten mentationssystem (Favreliere, 2011). Jüngere Veröffentlichungen hausärztlich-pflegerische Zusammenschlüsse in den MSPs be zeigen in beiden Ländern einen Trend von analoger zu digitaler stehen, während Zusammenschlüsse zwischen Mediziner_innen Dokumentation (Kuhlen et al., 2009). Dieser scheint in Frankreich und Physiotherapeut_innen deutlich häufiger anzutreffen sind mit der elektronischen Patientenakte ?Mon Espace Sante? (Fav (Fournier et al., 2014). reliere, 2011; Ghariani & Beaufret, 2022) schneller vollzogen zu Dieser Problematik folgend finden sich in der Literatur zu beiden werden. Der Einsatz der ePA wird auch in der deutschen Literatur Ländern Diskussionspunkte zur Delegation und Substitution ärzt diskutiert, wenngleich in beiden Ländern die Frage der Daten licher Tätigkeiten, sowie zu neuen Berufsbildern, wie beispiels sicherheit angeführt wird (Binart Ecale, 2012; Erdmann & Götz, weise ANP oder in Deutschland auch Physician Assistants, die zu 2022; Gisch, 2018). Es gibt nur selten eine gemeinsame Doku eigenverantwortlicher Ausübung von Heilkunde ermächtigt sein mentation zwischen Ärzt_innen und Pflegenden zu Patient_innen sollen (Doineau et al., 2018; Erdmann & Götz, 2022; Fournier und die Art der Dokumentation zwischen verschiedenen Pflege et al., 2014; Gisch, 2018; Schmid et al., 2020). Standesrechtliche diensten und Hausärzt_innen unterscheidet sich (Gisch, 2018; Vorbehalte werden in diesem Zusammenhang in beiden Ländern 296 Fachteil | Pflegewissenschaft | Ausgabe 6-2023 | 25. Jahrgang | hpsmedia, Hungen diskutiert (Doineau et al., 2018; Favreliere, 2011). Französische gerat, 2021). Diese wird auch in Studien zu interprofessioneller Literatur weist darauf hin, dass Vorbehalte besonders auf Ebene Zusammenarbeit diskutiert (Gisch, 2018; Ramond-Roquin et al., der gesamten Berufsgruppe bestehen, persönliche Beziehungen 2020; Supper, 2021). Auch wenn die ärztliche Berufsgruppe diese können das hierarchische Gefälle im Sinne eines guten Miteinan Forderungen in beiden Ländern mit Skepsis betrachtet und Quali ders und interprofessioneller Zusammenarbeit abbauen (Fournier tätseinbußen in der Behandlung vermutet (Ärzteblatt, 2017; Con et al., 2014). Die Zusammenarbeit läuft in beiden Ländern über seil National de l?Ordre des Medecins, 2014), deuten Expert_in- wiegend informell ab oder wird nach individuellen Präferenzen nenbefragungen darauf hin, dass diese auf informeller Ebene in formalisiert. Teilweise werden Protokolle erstellt, Zuständigkeiten der Realität längst existiert (Fournier et al., 2014). Auf Basis der in interprofessionellen Verfahrensanweisungen geregelt, welche Heilkundeübertragungsrichtlinie von 2012 ist in Modellprojek auch eine haftungsrechtliche Absicherung im Rahmen der Kom ten in Deutschland die Ausübung von Heilkunde nach ärztlicher petenzübertragung definieren sollen, zum Teil wird aber auch Diagnose und Indikationsstellung durch Pflegende möglich (Ge bewusst auf solche Standards verzichtet (Fournier et al., 2014; meinsamer Bundesausschuss, 2011), allerdings nur vereinzelt Gisch, 2018; Gisch et al., 2019; Gnass et al., 2018). umgesetzt. In Folge der Konzertierten Aktion Pflege 2020 wur den durch § 64d SGB V die Krankenkassenverbände verpflichtet, Versorgungsqualität und weitere Befunde spätestens ab 01. Januar 2023 in jedem Bundesland ein Modell Eine in Bezug auf Qualität und Kontinuität gute Versorgung projekt zur Übertragung von Heilkunde an Pflegefachpersonen bringen pflegerische und ärztliche Leistungserbringende mit gu durchzuführen (BMG, 2021). In Frankreich ist die Übertragung ter interprofessioneller Abstimmung in Zusammenhang (Erdmann heilkundlicher Tätigkeiten im Rahmen sogenannter Kooperati & Götz, 2022; Favreliere, 2011; Götze etal., 2010; Mousques & onsprotokolle rechtlich seit 2017 möglich (MSS, 2018a). In der Bourgueil, 2014; Osterbrink et al., 2013; Van den Bussche et al., Behandlung ausgewählter Krankheitsbilder ersetzen Pflegende 2012). Dort, wo gute Abstimmung fehlt, kommt es zu Qualitäts auf Grundlage von Vertragspartnerschaften jeden zweiten Arzt einbußen und Verschlechterungen in der Lebensqualität von Pa- besuch im Behandlungsschema von Menschen mit chronischen tient_innen (Gnass et al., 2018). Erkrankungen. Anders als in Deutschland, wo die selbstständige Die Tätigkeit in französischen interprofessionellen Gesundheits Ausübung von Heilkunde durch nicht-ärztliche Gesundheits zentren scheint vielen Mediziner_innen einen Wettbewerbsvor fachberufe an eine die Berufsqualifikation ergänzende Kompe teil gegenüber Einzelpraxen zu bieten. Sie berichten u. a. von tenzerweiterung gekoppelt ist (Gemeinsamer Bundesausschuss, gewonnenen Freiräumen für die Zusammenarbeit mit anderen 2011), erfordert diese in Frankreich eine Qualifikation auf Mas Berufsgruppen dank geringerem Konkurrenzdruck und gestiege terniveau (MSS, 2018a). Wenn Heilkundeübertragung informell in ner Arbeitszufriedenheit (Fournier et al., 2014). Zudem zeigt sich der Realität bereits angekommen ist, braucht es eine rechtliche ein um etwa 9 % (ca. 600?) höheres Einkommen unter Allgemein- Grundlage, um die Versorgungsqualität sicherzustellen. Damit mediziner_innen in MSPs gegenüber Allgemeinmediziner_innen können Berufsausbildungen und standardisierte Qualifikationen in Einzelpraxen (Cassou et al., 2021). Gleichzeitig scheint es ein nicht-ärztliche Leistungserbringende zur eigenständigen Heilkun Hemmnis zu sein, den eigenen Arbeitsbereich anderen Berufs deausübung qualifizieren. Es fehlt bisher an politischem Willen gruppen zu offenbaren (Favreliere, 2011). Aus Deutschland gibt und Mut, Heilkundeübertragung jenseits von Modellprojekten es ebenfalls Aussagen, die gute interprofessionelle Kommunika auch gegen Widerstände auf rechtssichere Füße zu stellen und in tion mit hoher Versorgungsqualität und einer höheren Berufszu Deutschland zu implementieren. friedenheit in den Gesundheitsprofessionen in Verbindung brin gen (Erdmann & Götz, 2022; Van den Bussche et al., 2012). Aus dem englischsprachigen Raum sind Kompetenz- und Qua lifikationsabstufungen als Skill-Grade-Mix bekannt. Dieser Weg wird seit Einführung des neuen Pflegeberufegesetzes auch in Deutschland beschritten. Mit der dreijährigen generalistischen Diskussion und Ausblick Pflegeausbildung sowie dem grundständig akademischen Bache Die interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Pflege und lorstudium gibt es seit 2020 zwei Wege zur Berufszulassung. Zu Medizin in den ambulanten Versorgungsstrukturen des deut künftig werden die unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten schen und französischen Gesundheitssystems zeigt in Bezug auf zu einem Qualifikations- und Kompetenzmix aus berufsschulisch rechtliche Kooperationsformen, Finanzierung, Kommunikation, ausgebildeten sowie auf Bachelor- oder Masterniveau akademisch Rollenbilder und Versorgungsqualität Übereinstimmungen und qualifizierten Pflegefachpersonen führen. Dies schließt perspek Unterschiede. In Deutschland wie in Frankreich wird das Poten tivisch auch die eigenverantwortliche Ausübung von Heilkunde zial von interprofessioneller Zusammenarbeit nicht vollständig ein. Eindeutig aus der Literatur abzuleiten ist, dass es für beide ausgeschöpft und es bedarf größerer gesundheitspolitischer Re Länder eine transparente Differenzierung durch Kompetenz- und formen. So braucht es eine eindeutige und sichere Rechtsgrund Verantwortungsregelungen für alle Gesundheitsprofessionen lage hinsichtlich Kompetenzverteilung und Verantwortlichkeit braucht (Fournier et al., 2014; Gisch, 2018). Entscheidungstra für die Gesundheitsprofessionen, Subventionierung interprofes gende sollten Konzepte zur Umsetzung eines Qualifikations- und sioneller Leistungen und den Ausbau digitaler Infrastruktur, um Kompetenzmix in Deutschland erarbeiten, um Absolvent_innen interprofessionelle Kommunikation zu vereinfachen. Besonders der primärqualifizierenden Pflegestudiengänge attraktive Arbeits die Schaffung neuer Berufsbilder mit professionsübergreifenden plätze in der Patient_innenversorgung zu bieten. Hierzu bedarf es Kompetenzen wie ANPs oder Physician Assistants scheint zur Si Karriereoptionen jenseits von Management und Lehre. Auch zur cherstellung einer bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung ge Steigerung der Attraktivität der Berufsbilder ist dies nötig. An eignet. Die Forschung zur interprofessionellen Zusammenarbeit dernfalls könnten Absolvent_innen leicht in patientenferne Tätig ist in beiden Ländern gering vorhanden und basiert primär auf keitsfelder abwandern. Expert_innenaussagen. Um valide Aussagen treffen zu können, braucht es größere Studien mit aussagekräftigen Endpunkten. Da zum Zeitpunkt der Literaturrecherche die ?Ma Sante?-Re- form in Frankreich noch nicht abgeschlossen war, konnte deren Politisch erkannt wurde, dass die Rolle der Pflegenden in der erste Evaluation in den Ergebnissen keine Berücksichtigung fin interprofessionellen Zusammenarbeit eine besondere ist (BMG, den. Mittlerweile ist diese veröffentlicht. Deren Teilergebnisse 2020; Fournier et al., 2014). Die berufliche Pflege emanzipiert hinsichtlich der MSPs sind auch für diesen Beitrag von Bedeu sich zunehmend und fordert eigene Kompetenzbereiche sowie tung. Während die Bundesregierung sich im Koalitionsvertrag die Übernahme heilkundlicher Tätigkeiten ein (Deutscher Pfle 2021 auf den Ausbau multiprofessioneller Gesundheitszentren 297 Fachteil | Pflegewissenschaft | Ausgabe 6-2023 | 25. Jahrgang | hpsmedia, Hungen verständigt hat und zur Beschleunigung deren finanzielle För alle ihre Gesundheit betreffenden Daten einsehen können. Der si derung plant (Sozialdemokratische Partei Deutschlands [SPD] chere Nachrichtendienst ermöglicht datenschutzkonformen Aus et al., 2021), hat die französische Regierung durch die prioritäre tausch von Patient_innendaten zwischen der Patient_in und ihren Finanzierung interprofessioneller Versorgungsformen die An Leistungserbringenden. Er macht aber auch leistungserbringer gehörigen der Gesundheitsprofessionen überzeugen und den übergreifenden Austausch den Patient_innen gegenüber trans Gesundheitssystemumbau beschleunigen können (MSS, 2018a). parent (Assurance Maladie et al., 2021a, b). Patientenzentrierte Unter den Allgemeinmediziner_innen, die in MSPs tätig sind, ga digitale Infrastruktur ist für interprofessionelle Zusammenarbeit ben in der Reform-Evaluation rund 70 % an, über einen ACI, einen nicht zwingend erforderlich. Sie eröffnet jedoch neue Kommuni Vertrag zur Vergütung interprofessioneller Leistungen zwischen kationswege für interprofessionelle Zusammenarbeit auf Augen MSP-SISA und Krankenversicherung, zu verfügen (Bergeat et al., höhe zwischen diversen Leistungserbringenden. Soll mehr Inter 2022). Mit der Finanzierungsförderung bzw. deren Planung re professionalität entstehen, müssen alte Kommunikationswege, agieren politisch Verantwortliche in beiden Ländern auf die For wie der intraprofessionell konzipierte Arztbrief, aufgebrochen derung, interprofessionelle Leistungen zu vergüten. Das französi und neu gedacht werden. Es bedarf weiterer Forschung, um die sche Vergütungssystem könnte für die deutsche Entwicklung und entstehende neue digitale Infrastruktur möglichst im Sinne einer Umsetzung zum Vorbild werden. Hierzu bedarf es multiprofessio interprofessionellen Kommunikation nutzbar zu machen. neller Gesundheitszentren, in denen interprofessionelle Leistun gen beispielsweise in Form von Fallbesprechungen sichtbar wer Für die berufliche Praxis scheint ein Ausbau multiprofessioneller den, die sich wiederum gemeinschaftlich abrechnen lassen. Zu Gesundheitszentren nach dem Vorbild der MSPs oder der PORT prüfen ist, inwieweit sich dies in die bestehenden Abrechnungs Gesundheitszentren sinnvoll. Für Patient_innen bietet ein abge strukturen im ambulanten Sektor integrieren lässt. stimmtes Leistungsangebot denkbare Vorteile wie kürzere Wege, vereinfachte Abläufe und eine koordinierte Terminvergabe. Bei Was in Deutschland noch in Modellprojekten erprobt wird, wur durchdachter räumlicher Gruppierung der unterschiedlichen Ge de in Frankreich seit 2018 mit ?Ma Sante? beschleunigt umge sundheitsprofessionen innerhalb dieser Zentren, können Begeg setzt und 2022 in Teilen abgeschlossen. Diese Reform setzte auf nungen im Pausenraum und kurze Dienstwege bereits Interpro neue Versorgungsformen, insbesondere das MSP, welches zum fessionalität im Kleinen ermöglichen, ohne konkrete strukturelle Abschluss der Gesundheitsreform fester Bestandteil der Versor Vorgaben zu benötigen. Um Interprofessionalität zu erreichen, gungsstrukturen sein sollte (MSS, 2018a). Erste Evaluationsergeb muss Kollegialität zum Alltag werden, unabhängig von Strukturre nisse zeigen, dass die Zahl der MSPs sowie die Zahl der Allgemein- formen auf der Makroebene. Zusammenarbeit lässt sich politisch mediziner_innen, welche in MSPs tätig sind, im Reformzeitraum ermöglichen, jedoch nur bis zu einem gewissen Grad gegen den stark zugenommen haben. So waren Anfang 2022 bereits 40 % Willen der Professionen erzwingen. Dafür müssen die offensicht aller Allgemeinmediziner_innen in Frankreich in multiprofessio lichen Vorteile praxisnah aufgezeigt werden. nellen Gemeinschaftspraxen tätig. Zwischen 2019 und 2022 wechselten 16 % aller Allgemeinmediziner_innen in Einzelpraxen Zu den Limitationen dieses Beitrags lässt sich diskutieren, ob und 27 % aller Allgemeinmediziner_innen in monoprofessionellen die Methode der strukturierten Literaturrecherche geeignet ist, Gemeinschaftspraxen aus ihrer jeweiligen Praxisform in MSPs. um den Ist-Zustand dieses aktuellen berufs- und gesellschafts Die MSPs sind fast vollständig Zusammenschlüsse zwischen All- politischen Themas multiperspektivisch und umfassend darzu gemeinmediziner_innen und anderen Gesundheitsprofessionen. stellen. Möglicherweise hat die Auswahl der Suchbegriffe einen Zu 30 % gehören den MSPs auch weitere ärztliche Fachdiszipli Selektionsbias bedingt. Die Prüfung auf Vorliegen der Ein- und nen an (Bergeat et al., 2022). Das französische Modell wird offen Ausschlusskriterien durch die Erstautorin anstatt nach dem Mehr sichtlich durch die Allgemeinmediziner_innen gut angenommen. augenprinzip kann ebenfalls zu einem Bias führen. Eine Über Die Entwicklung der MSPs in Frankreich zeigt, dass mit gesund repräsentation deutschsprachiger Literatur bedingt durch eine heitspolitischen Zielvorgaben und finanzieller Ausstattung auch unterbewusste Präferenz muttersprachlicher Texte oder die bes gegen standesrechtliche Bedenken in der Kürze von drei Jahren sere Kenntnis deutschsprachiger Datenbanken kann nicht ausge neue Versorgungsstrukturen flächendeckend eingeführt werden schlossen werden. können, auch wenn die Übertragbarkeit von dem zentralistischen Frankreich auf das föderale Deutschland geprüft werden muss. Ein grundlegendes Aufbrechen traditionell gewachsener beruf licher Rollen macht gutes politisches Changemanagement mit Neben strukturellen und finanziellen Fragen, beeinflusst inter Fingerspitzengefühl erforderlich. Die Gesundheitspolitik muss professionelle Kommunikation die Qualität der Zusammenarbeit zwischen beruflichen Interessenvertretungen und bestehender entscheidend. Derzeit gibt es kaum standardisierte Kommunika Selbstverwaltung diplomatisch vermitteln und Akzeptanz für tionswege oder geplanten Kommunikationsaustausch zwischen die notwendigen Entwicklungen erreichen. Gleichzeitig sind alle den Gesundheitsprofessionen (Fournier et al., 2014; Gisch et al., Angehörigen der Gesundheitsprofessionen den Patient_innen 2019). Beide Länder befinden sich in der Implementierungs gegenüber verpflichtet, eine bestmögliche Versorgungsqualität phase eines neuen Dokumentationssystems, der elektronischen bereitzustellen. Damit sind sie zum Neudenken und zur interpro Patientenakte zur zentralen Speicherung relevanter patient_in- fessionellen Zusammenarbeit aufgerufen. nenbezogener Gesundheitsdaten (Gematik 2022; MSS, 2018a). Den Gesundheitsfachkräften wird direkter Zugriff gewährt, so bald Patient_innen die entsprechenden Zugriffsrechte erteilen. Die Datenhoheit liegt, den aktuellen Datenschutz-Richtlinien Ethische Richtlinien und ethischen Vorstellungen entsprechend, alleinig bei den Pa- Eine ethische Prüfung oder Registrierung wurden aufgrund der tient_innen (Assurance Maladie et al., 2021b; Gematik, 2022). Die theoretischen Natur des Beitrags nicht durchgeführt. Die Erstau Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag die Beschleunigung der torin und die Zweitautorin bestätigen, dass keine Interessenskon ePA-Einführung beschlossen und verspricht ?sämtliche Akteure? flikte vorliegen. (SPD et al., 2021) daran anzubinden. Die französische Reform stärkt die Transformation zu einer aus gebauten digitalen Infrastruktur. So ist die ?messagerie securise? ein Beitrag zur partnerschaftlichen Teilhabe der Patient_innen, die 298 Fachteil | Pflegewissenschaft | Ausgabe 6-2023 | 25. Jahrgang | hpsmedia, Hungen ? Fournier, C., Frattini, M.-O., & Naiditch, M. (2014). Dynamiques et formes du Literatur travail pluriprofessionnel dans les maisons et poles de sante: Recherche quali tative dans le cadre des Experimentations des nouveaux modes de remunera ? Ärzteblatt (2017, October 4). Physician Assistant darf kein Lückenbüßer tion en maisons et poles de sante (ENMR). Les rapports de l?IRDES. sein. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/80677/Physician-Assistant- darf-kein-Lueckenbuesser-sein ? Gematik (2022). E-Patientenakte. gematik. https://www.gematik.de/an- wendungen/e-patientenakte ? Assurance Maladie, Ministere des Solidarites et de la Sante, & Securite so ciale Agricole. (2021a). 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Pflegewissenschaft-, Ausgabe 6-2023Pflegewissenschafthpsmedia |
hpsmedia: Pflegewissenschaft. Pflegewissenschaft-, 6-2023, S. 1 bis 52, hpsmedia-Verlag, Hungen |
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CareLit-Permalink: https://app.zeitschrift-pflegewissenschaft.de/detail?doc_id=305936 |
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Keine Angabe |
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Pflegewissenschaft-, Ausgabe 6-2023Häusliche Betreuung in der Corona-Pandemie: Die Sicht der Angehörigen auf Basis einer QuerschnittserhebungHerpell, M.; Okroi, J.; Harder, N. |
Herpell, M.; Okroi, J.; Harder, N.: Häusliche Betreuung in der Corona-Pandemie: Die Sicht der Angehörigen auf Basis einer Querschnittserhebung. Pflegewissenschaft-, 6-2023, S. 280 bis 292, hpsmedia-Verlag, Hungen |
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CareLit-Permalink: https://app.zeitschrift-pflegewissenschaft.de/detail?doc_id=305935 |
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Die meisten unterstützungsbedürftigen Personen in Deutschland werden im Alter häuslich betreut. Der aktuelle Koalitionsvertrag betont die Bedeutung der häuslichen Betreuung und verspricht, Angehörige stärker zu unterstützen. Eine Befragung von 652 im häuslichen Kontext Unterstützenden verdeutlicht die Dringlichkeit, diese Ziele anzugehen. Die Befragung zeigt, dass die häusliche Betreuung häufig dem Wunsch der unterstützungsbedürftigen Person entspricht, aber selten dem der betreuenden Angehörigen. Zudem sind vier von zehn Unterstützungspersonen mit ihrer Situation während der Corona-Pandemie unzufrieden. Dies betrifft doppelt so häufig Personen aus einkommensschwachen Haushalten. Der Erfolg von politischen Unterstützungsmaßnahmen hängt insbesondere davon ab, wie bekannt und zugänglich diese sind - am Beispiel der pandemiebedingten Angebote zeigen sich erhebliche Unterschiede. |
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Pflegewissenschaft-, Ausgabe 6-2023RezensionenN.N. |
N.N.: Rezensionen. Pflegewissenschaft-, 6-2023, S. 276 bis 278, hpsmedia-Verlag, Hungen |
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CareLit-Permalink: https://app.zeitschrift-pflegewissenschaft.de/detail?doc_id=305934 |
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Demenz, aber nicht vergessen: Was Menschen mit Demenz gut tut - acht Empfehlungen; Psychosoziale Betreuung und Psychotherapie in der Gerontologie: Praktische Fallbeispiele und theoretischer Hintergrund; Gewaltprävention in der Altenpflege: Interventionen und Konzepte; |
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Pflegewissenschaft-, Ausgabe 6-2023NachrichtenN.N. |
N.N.: Nachrichten. Pflegewissenschaft-, 6-2023, S. 272 bis 274, hpsmedia-Verlag, Hungen |
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CareLit-Permalink: https://app.zeitschrift-pflegewissenschaft.de/detail?doc_id=305933 |
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Umsetzungsvorschlag Pflegeinitiative ungenügend: Acute Community Nurse? DGF setzt Projekt ?Angehörigenfreundliche Intensivstation? fort. Praxisprojekt zur Kontinenzförderung in der Pflege. |
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Pflegewissenschaft-, Ausgabe 6-2023In Balance? Betätigungsbalance von Studierenden der Gesundheits- und Krankenpflege. Eine Vergleichsstudie zwischen einem regulären Praktikum und der Lernstation an der FH Kärnten.Wilhelmer, I.; Radl, K.; Walgram, S.; Murbacher, S. |
Wilhelmer, I.; Radl, K.; Walgram, S.; Murbacher, S.: In Balance? Betätigungsbalance von Studierenden der Gesundheits- und Krankenpflege. Eine Vergleichsstudie zwischen einem regulären Praktikum und der Lernstation an der FH Kärnten.. Pflegewissenschaft-, 6-2023, S. 310 bis 316, hpsmedia-Verlag, Hungen |
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CareLit-Permalink: https://app.zeitschrift-pflegewissenschaft.de/detail?doc_id=305932 |
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Steigende Anforderungen im Gesundheitswesen fordern bereits die Studierendengesundheit. Einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität stellt ein ausgeglichenes Maß an Betätigungen über alle Lebensbereiche des Alltags hinweg. Anhand des Occupational Balance Questionnaire (OB-Quest) im Prä-Post-Design wurde daher die Betätigungsbalance von 24 Studierenden der Gesundheits- und Krankenpflege anlässlich unterschiedlicher Praktikumsformen erhoben. Die deskriptive Analyse zeigt eine Verbesserung des Gesamtscores (? -1,58) bei der Interventionsgruppe (Lernstation) und eine Zunahme des Scores (? 0,25) des Regulären Praktikums. In beiden Gruppen äußerte sich eine tendenziell ausgeglichene Betätigungsbalance mit Handlungsbedarf in den Bereichen Ruhe, Schlaf und Anerkennung. |
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Pflegewissenschaft-, Ausgabe 6-2023Sicherheit durch Pflegerichtlinien: Eine qualitative Studie zur Nutzung von Pflegerichtlinien aus Sicht der Anwender_innenCatania, P.; Bläuer, C.; Eissler, C. |
Catania, P.; Bläuer, C.; Eissler, C.: Sicherheit durch Pflegerichtlinien: Eine qualitative Studie zur Nutzung von Pflegerichtlinien aus Sicht der Anwender_innen. Pflegewissenschaft-, 6-2023, S. 304 bis 309, hpsmedia-Verlag, Hungen |
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CareLit-Permalink: https://app.zeitschrift-pflegewissenschaft.de/detail?doc_id=305931 |
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An einem Schweizer Universitätsspital wurden die hinderlichen und förderlichen Faktoren zur Nutzung von Pflegerichtlinien, sowie die Erwartungen an die Pflegerichtlinien aus Anwenderinnensicht untersucht. Mit einer gezielten Stichprobe aus neun Pflegefachpersonen wurden semistrukturierte Einzelinterviews durchgeführt. Die Datenauswertung erfolgte mit der thematischen Analyse nach Braun und Clarke. Die Resultate zeigen, dass die Nutzung von Pflegerichtlinien hauptsächlich von dem Bestreben nach einer einheitlichen und sicheren Pflege motiviert ist. Das Vorhandensein einer Informationsflut führt jedoch häufig dazu, dass Kolleg*innen konsultiert werden, bevor die Pflegerichtlinien genutzt werden. Um positive Veränderungen in der Praxis bewirken zu können, müssen die Pflegerichtlinien präsenter, zugänglicher und prägnanter sein. |